Vor ein paar Tagen wurde ich gebeten, für einen Pfarrbrief ein paar Worte zu meiner seelsorglichen Arbeit zu verfassen.
Hier sind sie auch für den Blog:
Grün in der Wand. Außenmauer JVA Plötzensee, Berlin, 2020. |
Was ich tun kann, ist jemanden für einen Augenblick aus seiner Zelle herauszuholen, ihn in mein Büro einzuladen und ihm bei einem Kaffee mein offenes Ohr anzubieten. Ich bin zum Schweigen verpflichtet und zur Empathie bereit. Oftmals bedeutet das schon sehr viel. Ich helfe zu einem neuen Blick auf das eigene Leben, zu einem Blick, der Gott mit hineinholt. Das ist ein Freiraum im Knast. Ganz legal.
Als Seelsorger im Gefängnis möchte ich neue Räume öffnen:
Wo einer nur sich selbst sieht, möchte
ich helfen, dass er auch andere wahrnehmen kann.
Wo einer nicht mehr
weiter weiß, möchte ich Wege aufzeigen.
Wo einer keinen Boden mehr
unter den Füßen spürt, möchte ich Halt vermitteln.
Wo einer sich
nur noch als Knacki wahrnimmt, zeige ich ihm, dass er noch viel mehr
ist.
Wo einer glaubt, dass mit der Haft alles aus ist, möchte ich
ihm Hoffnung geben über die Zeit im Knast hinaus.
Wo einer glaubt,
dass niemand ihn mag, zeige ich auf Gottes grenzenlose Liebe.
Wo
einer seine Schuld nicht mehr aushält, biete ich ihm Gottes
Vergebung an.
Wo einer denkt, dass alle gegen ihn sind, stehe ich auf
seiner Seite.
Wo es nichts zu feiern gibt, da feiere ich
Gottesdienst.
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