In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:
Geschenke, Geschenke! Neukölln, Berlin, 2020. |
Leider entsteht dadurch die Situation, dass dieses Geschenk für manche ein sehr wichtiger Grund für ihre Teilnahme am Gottesdienst wird.
Um so froher war ich, als diesmal ein paar der Tüten übrigblieben und ich mir überlegen konnte, wem ich damit noch eine Freude machen kann. Natürlich gibt es immer einige Inhaftierte, mit denen ich zwar in Kontakt bin, die aber nicht oder nur selten zu Gottesdiensten kommen – aber sollte ich wirklich immer nur dieselben ansprechen?
Mit dieser Frage im Herzen ging ich mit den Tüten in der Hand in ein Hafthaus, in dem gerade Aufschluss war und viele Inhaftierte unterwegs waren. Und ohne noch zu lange zu überlegen, gab ich sie ein paar Männern, die mir zufällig entgegenkamen. Ich kannte sie nicht und wusste auch nicht, ob sie mit Weihnachten irgendetwas anfangen konnten. Aber unverhofft ein Geschenk zu bekommen, löst in jedem Fall Freude aus – und das war es, was ich sofort sah und wodurch mir klar wurde, das Richtige getan zu haben.
Erst hinterher fiel mir ein, dass das etwas ist, was viel zu wenig praktiziert wird: Großzügig sein gegenüber jemandem, der nicht damit rechnet. Weil ich zu viel hatte, konnte ich spontan großzügig schenken.
Aber, so überlege ich seit einigen Tagen, wäre es nicht eine überaus freundliche und noch dazu sehr christliche Geste, wenn wir das viel öfter tun würden? Denen etwas schenken, die nicht damit rechnen? Nicht nur den üblichen Verdächtigen. Nicht nur denen, die sowieso schon eingepreist sind. Nicht nur den Mitgliedern, den Zugehörigen, den Steuerzahlern.
Sondern ganz frei auch darüber hinaus allen, die uns über den Weg laufen. Was würde das für ein großartig-großzügiges Jahr werden!
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