In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:
Drei aus verschiedenem Holz. Beusselstraße, Charlottenburg, Berlin, 2018. |
Der dritte lebt seit acht Jahren auf der Straße, ohne Berufsausbildung, ohne Arbeit, ohne nahestehende Menschen um sich herum. Er sitzt im Gefängnis, weil er unter Alkoholeinfluss mehrere kleine Diebstähle begangen hat und dafür eine Geldstrafe bekam, die er nicht zahlen konnte.
Die anderen beiden waren von seiner Lage angerührt. Sie wollten ihm helfen und versuchten, Lösungswege für seine prekäre Situation nach der Haft zu finden. Der Ältere versprach, ihn in seinem Baugeschäft unterzubringen und überlegte sogar, wie er eine Unterkunft bereitstellen könnte. Aber er betonte, dass für ihn Verlässlichkeit und regelmäßiges Erscheinen unbedingt dazu gehören, wenn er ihm helfen soll. Als Gegenleistung war er bereit, das Risiko einzugehen, einem nahezu Unbekannten Arbeit und Wohnraum zu organisieren.
Der Dritte bestätigte zwar, dass er unter seinen furchtbaren Lebensbedingungen leide und dem Leben auf der Straße auch gern entkommen wolle, aber er sagte auch, dass er den Alkohol mit Sicherheit nicht lassen könne. Da war es mit den großzügigen Angeboten bald vorbei.
Nun sprachen die anderen beiden auf ihn ein und wollten ihm klarmachen, dass er so nicht vorankommen werde, dass er keinen Fuß auf den Boden kriegen würde für einen gesicherten Aufenthalt in Deutschland.
Der aber blieb dabei. Auf Alkohol könne und wolle er nicht verzichten. Vielleicht ist das großer Realismus gewesen, vielleicht war er auch einfach nur hoffnungslos.
Seit diesem Gespräch beschäftigt mich der Gedanke, wie damit umzugehen ist. Soll jemand dann einfach aufgegeben werden? Oder müssen wir großzügig sein mit den Schwächen der anderen? Und Hilfe anbieten, auch wenn die andere Seite gar nicht will?
Das macht mich etwas ratlos, wie großzügig ich wirklich sein soll.
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