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Dienstag, 4. Juli 2023

SORRY in Frankfurt (Oder) - Über innere Widersprüche und die Kirche in der Welt

 (Dieser Text erschien zuerst auf www.feinschwarz.net)


Am Ufer der Oder, direkt neben der Brücke, die Polen mit Deutschland verbindet, steht in diesem Sommer eine massive Mauer, verschlungen und labyrinthisch anmutend. Drei Meter hoch und oben mit Glas bestückt, wirkt sie wie eine Erinnerung an die Zeiten, als sich durch Europa und durch Deutschland noch sichtbare Grenzen zogen.

Ihre eigentliche Wirkung entfaltet die Mauer jedoch, wenn man sie von oben betrachtet, denn dann zeigt sich, dass die Mauern das Wort „SORRY“ formen.

Freitag, 30. Dezember 2022

 Persönliche Zusammenfassung des Jahres 2022

Blick auf die Oder.
Frankfurt (Oder), Ende September 2022.
1.
Das Vorzeichen, unter dem nahezu alles in diesem Jahr für mich stand, war der Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Das entsetzliche Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer stand dabei im Vordergrund – aber auch die Frage, wie und wo meine Möglichkeiten sind, dem Grauen etwas Gutes entgegenzusetzen.

2.
Am wichtigsten ist mir die Fortführung des Straßenwörterbuchs in Frankfurt und Słubice geworden. Hier bin ich einer Menge wunderbarer Menschen mit verschiedensten sprachlichen, religiösen und parteipolitischen Hintergründen begegnet. Aber auch beim Bäumepflanzen, beim Beten um den Frieden, bei der Frage, wie Hilfe für Geflüchtete und Daheimgebliebene organisiert werden kann, habe ich gemerkt, was man in dieser Stadt alles tun kann.

Freitag, 4. November 2022

„Mach neu, was dich kaputt macht“ Eine Buchempfehlung

Johanna Beck ist in Sachen Kirchenerneuerung unterwegs. Man konnte beim Synodalen Weg von ihr hören und in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ von ihr lesen. Doch sie ist auch Autorin eines Buches, in dem sie ihre persönliche Geschichte erzählt.

Mit „Mach neu, was dich kaputt macht“ tritt sie aus der Anonymität einer von Missbrauch in der Kirche Betroffenen heraus und schildert ihre Erfahrungen damit – und mit dem, was aus dem Missbrauch folgte und nicht folgte.

Samstag, 21. Mai 2022

Was braucht es zum Christsein? Predigt zu Apg 15 und Joh 14

1.
Es ist dies einer der entscheidendsten Textabschnitte, den die Apostelgeschichte zu bieten hat, wenn es um die Frage geht, wie sich die ersten Gemeinden in ihrer Stellung zum Judentum entwickeln.
Denn wie man hörte (15,1-2.22-29), gab es einige, die sagten, diejenigen, die als Nichtjuden zum Glauben an Jesus als den Sohn Gottes gefunden hatten, müssten sich erst beschneiden lassen und alle Gebote der Tora befolgen, bevor sie vollgültig Mitglieder der neuen christlichen Gemeinde werden könnten.
(Man merkt auch: im Blick waren vor allem die Männer als Zielgruppe der Verkündigung – gut, dass das heute anders ist.)
Paulus und Barnabas, die beiden Missionare, widersprachen diesem Standpunkt entschieden – sie waren der Meinung, dass Beschneidung und die Gesetze der Tora für die Christgläubigen keine solch weitreichende Bedeutung haben und man darum Christ:in werden kann, ohne zuvor zum Judentum zu konvertieren.

Samstag, 12. Februar 2022

Lobpreis und Weheruf. Für eine Kirche unter dem Anspruch des Evangeliums

Wenn man die Texte des Evangeliums (Lk 6,17.20-26) heute hört, sollte man meinen, die Kirche, die sich diese Texte zu eigen macht und sie regelmäßig liest und auslegt, stünde an der Seite der Armen und Benachteiligten, sie tröste Weinende und kümmere sich um die Ausgestoßenen.

Denn es sind Zusagen an jene, die arm, hungrig, traurig und ausgegrenzt sind. Und es sind Mahnungen an jene, die heute auf der Gewinnerseite sitzen.

Samstag, 5. Februar 2022

Mich noch einmal auswerfen? Gedanke zum Evangelium Lk 5,1-11.

Petrus hatte doch schon guten Willen bewiesen.
Er hatte getan, was Fischer zu tun pflegen und war die Nacht über bis in den frühen Morgen unterwegs auf Fischfang gewesen.
Doch gefangen hatte er nichts.
Dann hört er, wahrscheinlich frustriert und müde, dem neuen Prediger zu und unterstützt ihn sogar, indem er ihn ein Stück weit auf den See fährt.
Schließlich hört er die Aufforderung, es nach der Enttäuschung der Nacht noch einmal zu versuchen.

Ähnlich fühle ich mich manchmal:
Habe als Katholik und kirchlicher Mitarbeiter viel guten Willen bewiesen.

Montag, 31. Januar 2022

Austritt – Rückblick nach zehn Jahren

Vor genau zehn Jahren habe ich ein Auto beladen und bin mit meinen Sachen von St. Georgen in Frankfurt am Main nach Berlin gefahren.
Wegen einer Möbelspende, die abzuholen, und einem Mitfahrer, der abzuliefern war, führte der Weg über Bremen und Hamburg, was eine gewaltige Fahrt von knapp 900 km bedeutete.

Aber das war dann auch noch irgendwie zu schaffen. Nachdem ich so viel geschafft hatte.
Mich von so vielen Menschen, von so vielen möglichen Lebensperspektiven verabschiedet hatte und aus dem Jesuitenorden ausgetreten bin.
Am 01. Februar 2012 habe ich noch einmal neu angefangen.

Montag, 24. Januar 2022

Solidarität mit der Initiative „Out In Church“

Heute zitiere ich mal mich selbst von meiner dienstlichen Website:


Mehr als 100 katholische LGBTQI*-Personen haben sich in einer gemeinsamen Initiative unter dem Motto „Out in Church“ geoutet und ihre sexuelle Identität öffentlich gemacht.

Es sind Zeugnisse, die mit großem Mut und bewegender Offenheit Hoffnung machen für eine Kirche, die offen ist für Vielfalt und Toleranz – anders als sie allzu oft erlebt wird.

Samstag, 22. Januar 2022

„… keine Kenntnis ...“ Viele Worte, trauriger Ertrag. Zum Münchener Gutachten vom 20.01.2022.

Ich hätte es gern anders gemacht und wollte zunächst mit einigen Worten von Betroffenen sexueller Übergriffe in der Kirche beginnen, ihrer Meinung exemplarisch Raum geben.
Aber ich habe gemerkt, dass ich mir nur ein Placebo gewünscht hätte, um mich besser zu fühlen, da ich mich im Folgenden doch auf die Täter fokussiere.
Das ist traurig, aber da ich keinen anderen Rat weiß, möchte ich es immerhin erwähnen.

Das Entsetzen und Erschrecken und der Zorn und Ärger über die Taten von Kirchenmännern sind – auch von Kirchenmännern – so oft geäußert, dass es schon kaum mehr zum Aushalten ist. Und viele haben das alles schon längst nicht mehr ausgehalten und sind gegangen.

Nun kommt die nächste Welle des Schreckens, dieses Mal aus München.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Impfen ist Nächstenliebe – Ökumene ist Gottesliebe

Selten fiel es mir leichter, den Kern einer biblischen Aussage so passgenau auf eine konkrete heutige Situation zu beziehen.
Denn wenn Jesus im Sonntagsevangelium (Mk 12,28-34) die Forderung der Nächstenliebe ganz oben anbindet und als zweites Hauptgebot neben die Gottesliebe stellt, dann muss ich angesichts der neuerlich stark steigenden Infektionen mit Corona sofort daran denken, dass das Wohlergehen meiner Nächsten mir als Christen nicht egal sein darf. Der aktuell effektivste und (auch im Blick auf den Selbstschutz) sinnvollste Weg, dieses Wohlergehen in der aktuellen Pandemie zu schützen, ist, sich impfen zu lassen.

Sonntag, 3. Oktober 2021

Ein Leib sein. Über Ehe und Christsein

Aus zwei mach eins!

Was auch gut für eine Rede zum Tag der deutschen Einheit taugen würde (Einen schönen Festtag auf diesem Wege!), ist im Evangelium des Sonntags (Mk 10,2-10) auf die Ehe gemünzt.

Also: Was für eine Herausforderung!

Jesus macht aus der Ehe eine echte menschliche Verwandlung. Denn aus den beiden Liebenden, die jeweils in sich "ein Fleisch" sind, wird nun zusammen "ein Fleisch" (v8). Und dies sagt er in einem Kontext, in dem es um die Ehescheidung geht – als Anfrage der Pharisäer, die von Jesus eine Aussage dazu haben wollen.

Donnerstag, 3. Juni 2021

Fronleichnam – Fest der Liebe

Wenn wir Christen gerade mit irgendwas nach draußen gehen sollten, dann ist das meiner Meinung nach – Liebe.

Es wäre ein Gegenangebot dazu, wie kirchliches Christsein aktuell wahrgenommen wird – als ausschließend, abgehoben, weltfremd, fern von den alltäglichen Fragen und Problemen.


Das heutige Fest passt dazu sehr gut. Es hebt sich aus dem Alltag heraus, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie christliche Liebe aussehen könnte. Und wie sie öffentlich werden kann.

Mittwoch, 19. Mai 2021

Geiststurm heute? Vier Strophen zu Pfingsten

1

Gern Kirchengeburtstag genannt.

Ein heftiger Sturm ... erfüllte das ganze Haus

Stürmisch kennt Kirche es ja heute auch:

Segensmacht, Missbrauch, Weihezugang, Grabenkämpfe...

Kommt der Sturm vom Geist?

Sonntag, 9. Mai 2021

Demut, Geborgenheit, Entgrenzung – Eine Predigt über drei Dimensionen der Liebe.

Das große Thema der heutigen Lesungen (Apg 10, 25–26.34–35.44–48; 1 Joh 4, 7–10; Joh 15, 9–17) lautet – Sie werden es erraten haben – Liebe.

Nicht nur, dass Jesus im Evangelium von seiner Liebe zu seinen Jüngern spricht und sie auffordert, einander nach seinem eigenen Beispiel zu lieben. Sogar von Gott selbst wird der biblische Spitzensatz ausgesagt, dass er selbst Liebe sei (1Joh 4,8).

Während die beiden Johannestexte sehr auf Gott und Jesus fokussiert sind, hat die Apostelgeschichte die Menschen und ihr Handeln im Blick. Und auch hier, bei den Fragen der ersten Christen nach Zugehörigkeit und Abgrenzung, zeigt sich die Liebe.

Donnerstag, 6. Mai 2021

Liebe gewinnt! Ein Radiobeitrag

 So ähnlich werde ich am Sonntag, 09.05.2021, früh um ca. 10 vor 10 auf rbb 88,8 zu hören sein:

Am heutigen Sonntag und am morgigen Montag werden in vielen Kirchen in Deutschland Liebende gesegnet. An sich ist das nichts ungewöhnliches – solche Segnungen haben eine lange Tradition im katholischen Glauben, besonders am Valentinstag kann man das vielerorts erleben. Und auch bei einer kirchlichen Eheschließung gehört die Bitte um Gottes Segen, seinen Beistand und seine Gegenwart, selbstverständlich dazu.
Heute und morgen aber geschieht etwas Besonderes. Denn unter dem Motto "Liebe gewinnt" wollen katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger ausdrücklich auch gleichgeschlechtliche Liebespaare segnen. Und das ist in der katholischen Kirche ein Politikum.

Sonntag, 25. April 2021

In der Krise der Autoritäten vom Guten Hirten sprechen

"Ich kenne die Meinen"

Dabei sind wir so schwer zu kennen, rennen wir doch alle in unterschiedliche Richtungen – wir laufen Allesdichtmachern oder No-Covid-Agitatoren hinterher, hören auf Rahnerangriff oder Osterkonter, sind für Laschet oder Baerbock, lieben Papst Franziskus oder seine Kurie.

Diese Spaltungen sind so ermüdend!

Wenn da wirklich einer meint, er würde uns kennen, dann hätte er viel zu tun in jeder Richtung.

Und er käme zu einer unpassenden Zeit. Einer Autorität, die mir einflüstern wollte, dass sie uns kenne, stünde ich sehr skeptisch gegenüber.

Zu viele haben ihre Ohren angeblich nah am Herzen des einfachen Mannes, zu viele glauben nur den alleraktuellsten Meinungsumfragen, zu viele lassen sich treiben von angeblichen Bedürfnissen ihrer Wählerklientel.

Sonntag, 11. April 2021

Gemeinschaft und Wunden – Von zwei Ankern des Glaubens am Weißen Sonntag

Ich erkenne im heutigen Evangelium (Joh 20,19-31) zwei Pole: Gemeinschaft und Wunden.

Man wagt es in der Kirchenkrise kaum zu schreiben, aber das Evangelium vom zweifelnden Thomas ist ein Evangelium von der Bedeutung der Glaubensgemeinschaft.

Der Glaube an den Auferstandenen fußt auf Gemeinschaft, Thomas aber war nicht bei den anderen Jüngern, als Jesus sich ihnen das erste Mal zeigte, darum konnte (und wollte) er nicht glauben. Die anderen Jünger schienen ihm keine glaubwürdigen Zeugen zu sein.

Dienstag, 23. März 2021

Holzhammer oder Exerzitien? Spontane Gedanken zum Oster-Lockdown

Aufwachen und sehen, dass am höchsten Fest der Christen, an Ostern, das Leben wieder völlig heruntergefahren werden soll und damit wieder keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden dürfen...

Einmal: Juchhu, Exerzitien für alle! Nix hat offen, keiner darf reisen – endlich können alle zu Hause ganz in Ruhe Brot brechen, Kerzen entzünden und Halleluja singen!

Dann wieder: Typisch, die Logik des Kapitalismus hat gesiegt, rund um die wenig produktive Ostern- und Ferienzeit wird alles geschlossen – und Deutschland zeigt ein weiteres Mal, dass es nur die Holzhammer-Methode kann.

Samstag, 20. März 2021

Die Frucht und der Kampf. Zwei gegensätzliche Kirchenerfahrungen

Diese Woche haben mich zwei sehr gegensätzliche Erfahrungen von Kirche bewegt.

Beim Meditieren der Texte des Sonntags, vor allem des Evangeliums (Joh 12,20-33) schien mir, dass diese Erfahrungen gut zu zwei Passagen des Sonntagsevangeliums passen.


Da ist zum einen meine Ausbildung – ich absolviere gerade zwei Wochen eines insgesamt sechswöchigen Kurses "Klinische Seelsorge Ausbildung" (KSA), der dieses Mal pandemiebedingt online stattfindet. Organisiert durch ein evangelisches Seelsorgeinstitut und mit einer Reihe evangelischer Pfarrer und SeelsorgerInnen als Teilnehmenden erfahre ich dort eine sehr schöne Weise, wie Kirche glaubwürdig ökumenisch miteinander arbeiten und beten kann.

Mittwoch, 17. März 2021

Kein Segen?! Kommentar zur Frage der Segnung homosexueller Paare

COVAX, Syrien, Myanmar, Josefsjahr und Paraguay – ich gebe ja zu, dass ich für meine Recherchen spät dran bin, aber dass heute nur die genannten Themen auf der Startseite der Vatikan-Homepage zu finden waren und die Frage nach der Segnung homosexueller Partnerschaften schon völlig aus dem Blick gerutscht ist, hat mich doch verwundert.

Und es drängt sich wieder einmal der Eindruck auf: Dort wo ein selbstkritischer Blick nötig wäre, wo es viel Wind um genuin kirchliche Fragen gibt, da schieben sich plötzlich andere Dinge in den Vordergrund. Nicht, dass es nicht Grund genug für die Thematisierung der vielen Krisen auf der Welt gäbe, aber die spirituelle und moralische Krise, die die Verlautbarung des Vatikans in vielen katholischen Christinnen und Christen auslöst, scheint mir doch nicht weniger ernst.