Freitag, 4. November 2022

„Mach neu, was dich kaputt macht“ Eine Buchempfehlung

Johanna Beck ist in Sachen Kirchenerneuerung unterwegs. Man konnte beim Synodalen Weg von ihr hören und in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ von ihr lesen. Doch sie ist auch Autorin eines Buches, in dem sie ihre persönliche Geschichte erzählt.

Mit „Mach neu, was dich kaputt macht“ tritt sie aus der Anonymität einer von Missbrauch in der Kirche Betroffenen heraus und schildert ihre Erfahrungen damit – und mit dem, was aus dem Missbrauch folgte und nicht folgte.

Buch: Johanna Beck, Mach neu, was dich
kaputt macht.
Es folgte für lange Jahre ihre völlige Entfremdung von Kirche und Glaube. Es folgte keine Aufklärung oder Aufarbeitung der Taten, von keiner Seite. Mit der Geburt ihres ersten Kindes näherte sich Johanna Beck langsam wieder der Kirche an – und wird dabei erneut in ihr altes Trauma hinein katapultiert. Und sie stellt sich ihm unter großen Schmerzen, begleitet auch von einem Priester.

In der Folge erzählt das Buch nicht nur die persönliche Geschichte einer einzelnen Person, sondern bietet zugleich einen Einblick in kirchliche Missbrauchsstrukturen und fehlende Schuldeinsicht.

Zusätzlich nähert sich Beck der theologischen Frage nach der Kirche und ihrer Schuld.

Sie macht klar, dass Kirche sich der eigenen Schuld wirklich stellen muss, um glaubwürdig die frohe Botschaft zu verkünden. Denn die Strukturen, die Missbrauch begünstigen, bestehen weiterhin: Tabuisierung von Sexualität, Überhöhung von Klerikern, männerbündische Strukturen, Forderung von Gehorsam und viele andere Themen. So fragt Johanna Beck:

„Was ist das für eine Kirche, die Heilsraum sein will, aber für viele ein Unheilsraum geworden ist oder immer noch wird? Was ist das für eine Kirche, die immer neue Wunden schlägt, statt Wunden zu heilen? … Was ist das für eine Kirche, die von struktureller Sünde spricht, aber die eigenen sündhaften Strukturen nicht sehen will, und die von Wandlung sprich, sich aber selbst nicht wandeln will?“

Bei der Analyse des kirchlichen Versagens, im konkreten Fall von Johanna Beck, aber auch darüber hinaus, habe ich mich mehrfach gefragt, wie sie nach all ihren Erfahrungen noch in der Kirche bleiben kann. Es ist erstaunlich wenig Zorn in diesem Buch zu spüren. Dafür viel Motivation, etwas zu verändern.

Man spürt, sie will andere inspirieren, zwei wichtige Aufgaben zu übernehmen: „die Sterbebegleitung und die Geburtshilfe“ der Kirche. Für beides bietet ihr Buch viele Anregungen – damit Altes sterben kann und Neues wächst. Dies alles geschieht in einer sehr gut lesbaren Weise, ohne jedoch unterkomplex zu sein, transparent und diskret zugleich.


Johanna Beck, Mach neu, was dich kaputt macht. Warum ich in die Kirche zurückkehre und das Schweigen breche. Herder 2022.

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