Samstag, 5. Februar 2022

Mich noch einmal auswerfen? Gedanke zum Evangelium Lk 5,1-11.

Petrus hatte doch schon guten Willen bewiesen.
Er hatte getan, was Fischer zu tun pflegen und war die Nacht über bis in den frühen Morgen unterwegs auf Fischfang gewesen.
Doch gefangen hatte er nichts.
Dann hört er, wahrscheinlich frustriert und müde, dem neuen Prediger zu und unterstützt ihn sogar, indem er ihn ein Stück weit auf den See fährt.
Schließlich hört er die Aufforderung, es nach der Enttäuschung der Nacht noch einmal zu versuchen.

Ähnlich fühle ich mich manchmal:
Habe als Katholik und kirchlicher Mitarbeiter viel guten Willen bewiesen.


Wilde Wasser.
Gnitz, Usedom, 2020.
War immer zur Kirche gegangen, Sonntag für Sonntag, manchmal öfter, so wie Katholiken es zu tun pflegen.
Aber die innere Ausbeute war immer öfter mau, manchmal fiel sie ganz aus.
Ab und an höre ich auch noch einmal neu auf die eine oder andere Stimme, aber ich bin schon müde und ausgelaugt.
Und dann ein Evangelientext wie dieser: „Fahr hinaus ins Tiefe.“ (Lk 5,4)

Doch Abgründe habe ich genug gesehen in letzter Zeit. Die anspruchsvolle Tiefe, zu der Bischöfe und Verantwortliche herausgefordert waren, wurde nicht durch ein tiefes Bekenntnis abgedeckt, sondern flach zugekleistert, ohne dass erkennbare Taten aus den immer gleichen bestürzten Worten folgten. Auch das rege pinkwashing mancher Bischöfe und Ordinariate nach „Out in Church“ ist schwer auszuhalten. Die Tiefe echten Bekenntnisses von queeren Katholik:innen wird konterkariert durch diese Blasen.

Wie Petrus zu sagen: „Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ (v5) kommt mir gerade nicht leicht über die Lippen.
Muss ich Jesu Worte nun völlig vom Wort der Kirche abtrennen – obwohl ich manchmal selbst für die Kirche spreche?
Wie kann ich noch vertrauen, dass meine ausgeworfenen Netze nicht beschädigt werden durch die Fluten der Vertuschung und Täuschung und Gängelung und Ausgrenzung?
Wie könnte ich meine Netze unterscheidbar machen von jenen, die ebenfalls im Namen Jesu, aber zum Schaden der Menschen ihre Netze werfen?

Ich bin etwas ratlos: Lohnt es sich, dass ich mich einsetze und noch einmal und noch einmal und noch einmal versuche, Gottes Liebes- und Heilsangebot zu den Menschen zu bringen – wohl wissend, dass es immer wieder schwarze Schafe und Herden geben wird, die damit Schindluder treiben werden?
Soll ich mich noch einmal auswerfen?

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