Nach der Farbattacke. Magistrale, Frankfurt (Oder), 2022. |
Denn Jesus hat sich auf die Seite all derer gestellt, die leiden müssen. Er hat selbst gelitten, hat ausgehalten und ist für viele Menschen der Leidende schlechthin geworden.
Heute schauen wir auf das Leiden der Menschen in Mariupol, in Kramatorsk, in Charkiw und an vielen anderen Orten in der Ukraine, aber auch auf der Flucht, in Polen, in Rumänien, in Deutschland. Manchmal können wir uns den vielen schrecklichen Bildern und Nachrichten nicht entziehen und es wird uns zu viel. Dann müssen wir auch wegschauen lernen und auf die schöneren Seiten der Welt sehen.Das Leiden anderer Menschen geht uns ganz automatisch zu Herzen – und heute, am Karfreitag, können wir uns besonders daran erinnern, dass Jesus Christus an der Seite der leidenden Menschen in der Ukraine und an der Seite der Geflüchteten steht.Aber – nach christlicher Überzeugung steht Christus nicht nur bei den Opfern der Aggression. Sondern in der Kreuzigung hat er sich zugleich an die Stelle der Täter stellen lassen. Dort, wo Übeltäter und Verbrecher hingerichtet wurden, hing er, wie einer von ihnen. Für sie.
Dieser Gedanke ist für mich in diesen Tagen besonders schwer auszuhalten: Die Kriegsverbrecher, die Krankenhäuser und Bahnsteige voller Geflüchteter bombardieren, die auf Autos mit Fliehenden schießen, die wehrlose Menschen foltern – an ihren verfluchten Platz begibt sich Jesus Christus am Kreuz. Auch ihnen soll – jedenfalls von Gott her – irgendwann einmal Vergebung angeboten werden.
Wissen sie denn, was sie tun? Werden sie einmal sagen, ja, es war falsch, was ich getan habe? Werden die Verblendeten einmal zur Einsicht kommen können? Aus der deutschen Geschichte kennen wir die Debatten um Befehl und Gehorsam – man habe nichts machen können, es sei ja befohlen worden. Für die Soldaten unter dem Kreuz, über die der sterbende Jesus noch sagt, dass sie nicht wüssten, was sie tun, taten doch nur ihren alltäglichen Job.
Es widerstrebt mir sehr, die Täter solcher Verbrechen heute wie damals so in den Fokus zu rücken (und das sage ich auch als jemand, der fünf Jahre im Gefängnis mit vielen Verbrechern gearbeitet hat!).
Aber auch das gehört zur Botschaft des Karfreitags – in Jesus Christus und am Kreuz steht Gott an der Seite der Opfer. Und er stellt sich damit gleichzeitig zu den Tätern - wie er das tut, ohne über die Köpfe der Opfer hinweg zu handeln, ist eine weitere große Denk- und Glaubensherausforderung.
Beten wir, beten wir immer wieder – für alle.
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