Montag, 27. Februar 2023

Die Aussage des Gegenübers retten - auch bei einem "Friedensmanifest"?

Hier kommt nun so etwas wie das Gegenstück zu meinem letzten Beitrag: ich schwanke zwischen der  Resignation und dem Unverständnis angesichts der Borniertheit - und dem guten Willen (hier für die Kolumne in der MOZ am 25.02.2023) und bin weiter unsicher, wie viel Kraft ich in Verstehen investieren kann...

Wie soll es weitergehen?

So frage ich mich nach der Entscheidung der Jury, das Zukunftszentrum nicht in Frankfurt (Oder), sondern in Halle anzusiedeln.

So frage ich mich mit Blick auf die Klimakrise, an deren Anfang wir stehen und deren Konsequenzen wir wohl Jahr für Jahr stärker erleben werden.

So frage ich mich nach einem Jahr brutalen russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Und es scheint so, als müssten wir viel miteinander streiten, um die Anliegen und Bedürfnisse zu verstehen, die hinter den verschiedenen Wegen stehen, die gegangen werden könnten.

Auf der Straße nach oben schauen.
Frankfurt (Oder), 2021.
In vielen Weltgegenden und so auch in Deutschland und hier Frankfurt scheint die Stimmung sich mehr und mehr zu spalten. Oftmals reden die verschiedenen Ansichten konsequent aneinander vorbei. 

Der heilige Ignatius, Zeitgenosse Luthers und Gründer des Jesuitenordens, gab einmal den Ratschlag, dass man versuchen solle, die Aussage des Gegenübers „zu retten“. Er meinte damit, dass wir versuchen sollen, eher anzunehmen, dass auch etwas Gutes und ein wenig Wahrheit in dem steckt, was mein Gegenüber sagt. Selbst wenn es dem, was ich denke und sage, sehr widerspricht.

Für mich persönlich ist das aktuell eine große Herausforderung – zum Beispiel im oft gehegten Wunsch, mit einem terroristisch agierenden Russland eine schnelle Lösung für die Gewalt in der Ukraine zu finden. Ich halte das angesichts der russischen Kriegsführung derzeit für vollkommen unrealistisch. 

Und trotzdem will ich Menschen, die diesen Wunsch haben, zugestehen, dass der Wunsch nach Frieden sehr wichtig und ehrenwert ist. Und hoffe, dass wir ins Gespräch kommen können.

Wie soll es also weitergehen?

Ich weiß es auch nicht. Aber zu versuchen, die Aussage des Gegenübers zu retten, könnte ein Anfang sein.

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