Freitag, 3. März 2023

Leider unterkomplex. Kirche in Kriegszeiten

Heute mal ein Wort zu christlichen Positionen hierzulande angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine:

Ich bin frustriert und enttäuscht.


Nicht nur wegen dem oft spürbaren Wunsch, sich am liebsten nur etwas theoretisch mit Friedensethik auseinanderzusetzen, nicht nur wegen unsensibler Einladungen (wie durch die Evangelische Akademie in Bad Boll), nicht nur wegen lange anhaltenden Schweigens über den Aggressor Russland auf vielen Seiten (auch seitens des Papstes), nicht nur wegen nebulöser Formulierungen, dass sich „die Mächtigen“ doch bekehren mögen…

Nein, es scheint insgesamt eine starke Überforderung bei vielen hauptamtlichen christlichen Akteur:innen vorzuliegen.

Gewiss gibt es Ausnahmen, die versuchen, die Beweggründe der ukrainischen Positionen zu verstehen, die den Angreifer Russland beim Namen nennen und sich für realistische, stabile, langfristige Friedenslösungen einsetzen.

 

Aber hervorstechend sind andere:

Da ist weiter der naive Wunsch, alle mögen doch schnell zusammenkommen und könnten dann „gemeinsam an einem Tisch“ zu einer für alle akzeptablen Lösung kommen.

Da ist eine manchmal ideologisch wirkende Gesinnungsethik und die Hoffnung, mit den richtigen Werten und Haltungen würde man schon weiterkommen.

Da ist der hilflose Wunsch nach Appeasement, um sich nur selbst die Hände (scheinbar) nicht schmutzig zu machen.

Letztlich nehme ich wahr: weitgehend unterkomplexe Argumentationen zur Konfliktlösung und großes Hurra, sobald jemand „Frieden“ sagt (oder in Manifeste schreibt).

Eine Auseinandersetzung mit den Motiven, Wünschen und Strategien ukrainischer Akteure kommt oftmals nur am Rande vor.

 

Da erwarte ich mehr!

Vor allem das Ausbrechen aus den vielfältigen Binnendiskursen.

Und den Aufbruch in eine Solidarität mit den Angegriffenen und Verwundeten, die über Spenden für Hilfswerke hinausgeht.

Das ist eine mentale Frage, die Christinnen und Christen gerade jetzt zu bewältigen haben, um gesellschaftlich auf Augenhöhe sprachfähig zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen