Samstag, 27. Februar 2021

Poetische Fastenspeise 2 – "Tabor" von Andreas Knapp

Zum Sonntagsevangelium (Mk 9,2-10), das von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor erzählt, hat Andreas Knapp in dem Band "Weiter als der Horizont" ein Gedicht vorgelegt,1 das nur wenige Worte braucht, um dieses Highlight zu skizzieren:

 

En bisschen Glanz muss sein.
Frankfurt (Oder), 2020.
Tabor


so
hab ich dich
noch nie gesehn

du
mir vertraut
und doch so anders

nun
fällt licht
der propheten auf dich

ganz
im glanz
von großer liebe

und
keine hütte
fasst den glanz

doch
nach dem abstieg
leuchtet alles


In der Fastenzeit und auch im derzeitigen, nimmer enden wollenden Corona-Lockdown brauchen wir Lichtblicke, nach deren Erleben alles leuchtet.

Den unfassbaren Glanz ihrer vorösterlichen Offenbarung Jesu können die Jünger nicht festhalten, aber sie können, so wie wir, eine Weile von dem wunderbaren Ausblick auf eine glanzvolle Zukunft zehren.



(Die muss dann aber auch kommen, möchte ich mit Blick auf die Pandemie missmutig anfügen – aber das schreibe ich nur in Klammern...)

1   A. Knapp, Weiter als der Horizont. Gedichte über alles hinaus. 5. Aufl. Würzburg 2007, 44.

2 Kommentare:

  1. Das was bei Dir in Klammern steht, denke ich widerwillig oft genug mit. Ein Ostern wie im Vorjahr, das möchte keiner. Und mir fällt die Vorstellung schwer, dass es dem vergangenen Weihnachts-„Fest“ ähneln könnte. Nicht theologisch, denn da lassen sich die Unterschiede von keiner Pandemie wegbügeln. Aber zu Ostern gehört für mich persönlich untrennbar der Jubel. Und der verträgt sich nicht mit strengen Vorschriften beziehungsweise dem Bewusstsein, dass jede zwischenmenschliche Regung als Bedrohung verstanden werden muss. Es bleibt eine spannende Frage, besser: eine Frage mit Zerreiß-Potential.

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  2. Das ist wahr!
    Das Zerreiß-Potential wird uns ja leider noch erhalten bleiben...

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