Dienstag, 16. Februar 2021

Aschermittwoch – Von Haushaltstipps über die Lebensreinigung zur Verheißung neuen Lebens

1. Asche

Edelstahltöpfe scheuern, Zähne putzen, Silberbesteck reinigen, sauren Boden düngen, Blattläuse vertreiben, Schnittblumen frisch halten, Moos entfernen...

Mit Asche kann man anscheinend eine Menge praktischer Dinge tun (allerdings sollte es gute Holzasche sein).

Traditionell wird die Asche in katholischen Gottesdiensten heute auf Stirnen gestrichen oder, in Zeiten der Pandemie noch hygienischer, auf den Kopf gestreut.

Weil Asche laut vielen Haushaltsratgebern auch eine reinigende Wirkung hat, liegt die Asche als Symbol für die Fastenzeit nahe.


Sauber und aufgeräumt.
Orangerie im Fürst-Pückler-Park, Bad Muskau, 2020.
Denn es geht um Reinigung:

Unsere Flecken sollen verschwinden – so wie das Fett vom Herd.

Wir sollen weiß erstrahlen – so wie die frisch geputzten Zähne.

Wir sollen wieder glänzen – so wie das gereinigte Silber.

Unsere Übersäuerung soll zurückgehen – wie auch im Erdreich.

Unsere Blattläuse sollen verschwinden – wie jene an den Pflanzen im Garten.

Wir sollen lange frisch bleiben – so wie die Schnittblumen.

Unser Moosbewuchs soll getilgt werden – wie bei der feuchten Kellertreppe.


Darum lassen wir uns heute Asche über den Kopf streuen. Es ist ein Zeichen von Buße und Umkehr – und es symbolisiert den Wunsch nach Reinigung.

Doch der Wunsch ist erst der Anfang. Wir müssen das Symbol in unseren Alltag und den Ritus des Gottesdienstes in unser Leben bekommen.

Und der Aschermittwoch als Anfang der Fastenzeit soll der Startpunkt dafür sein. Dazu hat die Lesung aus dem Buch des Propheten Joel aufgerufen:

"Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!" (Joel 2,13)

Macht also nicht nur die Töpfe sauber, sondern euch selbst!

Reibt euch nicht nur in der Kirche Asche auf den Kopf, sondern ändert euer Leben, will uns das sagen. Oder kurz: Kehrt um!


Wir sollen das Schlechte, das unser Leben prägt, hinter uns lassen.

Die Wege des Unheils, die wir gehen, verlassen und neue Wege suchen.

Uns auf das neue Leben Gottes vorbereiten.


2. Gefängnis

Im Gefängnis ist das eine besonders eigenartige Aufforderung: Einerseits ist die ganze Institution darauf angelegt, sich mit dem Thema Umkehr auseinanderzusetzen – andererseits sind die Bedingungen nicht sonderlich geeignet, um gute Beispiele für ein besseres Leben zu finden. Zu viele Inhaftierte auf einem Haufen, die, verkürzt gesagt, nicht immer und in erster Linie eine persönliche Umkehr im Kopf haben. Schwierig...


Ich habe zudem den Eindruck, dass das Thema Schuld und Abkehr von den eigenen Fehlern im Gefängnis oft durch die Straftataufarbeitung kontaminiert ist – dort bekommt man Pluspunkte bei der Vollzugsplanfortschreibung, wenn man sich mit der Sozialarbeiterin auseinandersetzt. Um voranzukommen, muss man nach außen zeigen, dass man mitmacht. Wichtig ist die Glaubwürdigkeit gegenüber dem Sozialarbeiter.


Außerdem fühlen sich viele Inhaftierte als Opfer – sie bekommen dies nicht oder können das nicht machen – und in Zeiten von Corona gibt es noch viel mehr Gründe zu klagen. Und in manchen Fällen geschehen sicher auch Ungerechtigkeiten, das ist ganz unbestritten. Aber das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, überdeckt doch leicht die Einsicht in die Notwendigkeit, selbst umzukehren.

Trotzdem und deswegen lautet die Aufforderung heute: Kehrt um!

Mhr Kraft aus der Tiefe, mehr Freiraum.
Berlin, 2018.
3. Verheißung

Denn im Symbol der Asche und im Ruf zur Umkehr steckt ein tieferes Versprechen!

Nicht nur die Sozialarbeiterin muss überzeugt werden, damit es bald Vollzugslockerungen gibt.

Es geht im Innersten darum, dass wir uns auf das neue Leben vorbereiten, das Gott uns zu Ostern anbietet.


Gott verspricht uns mehr als nur ein paar Lockerungen.

Er verspricht uns ein gänzlich neues Leben aus seiner Kraft.

Ein Leben aus seinem Geist.

Ein Leben an seiner Seite.

Ein Leben, getragen von seiner Liebe.

Ein Leben, beschwingt durch Trost und Heilung durch ihn.


Dazu gehört aber, dass wir nicht mehr mit Fäusten und Ellenbogen um unser Recht kämpfen und andere dabei liegen lassen.

Dazu gehört die Einsicht, dass seine Liebe entscheidend ist, dass er traurig den Kopf schüttelt, wenn wir von ihm fortlaufen.

Dazu gehört auch, dass wir bei ihm Trost suchen.


Dann nämlich werden wir empfänglich für seine Gabe. Wir werden offen für seinen liebevollen Blick. Wir lassen unsere Tränen von ihm fortwischen, anstatt sie zu verstecken.


Ich lade Sie in dieser Fastenzeit also ein zur Reinigung – Sie sollen blitzblank werden!

Ich lade Sie ein, neue Wege für Ihr Leben einzuschlagen – Sie sollen am richtigen Ort ankommen!

Ich lade Sie ein, sich mit dem Leben Gottes beschenken zu lassen – Er liebt Sie!

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