Wir hören heute von einer radikalen
Bewusstseinserweiterung der Jünger Jesu (Lk 9,28b-36).
Wenn sie vorher noch im Zweifel waren,
um wen es sich bei ihrem Meister handelt, sind sie nach diesem
Erlebnis (seiner "Verklärung") einen Riesenschritt weiter.
Eine Bewusstseinserweiterung kann sich
auf verschiedene Weisen ereignen:
Grundstürzende Veränderungen wie eine
neue Partnerschaft oder die Geburt der eigenen Kinder sind vielfach
Auslöser dafür, sich neu mit sich selbst und der eigenen Sicht auf
die Welt auseinander zu setzen.
Neues Licht auf die Dinge! Wildau, 2019. |
Oftmals wird die mentale Perspektive
aber auch durch eine Krise erweitert – vielleicht bin ich plötzlich
gezwungen, auf eigenen Beinen zu stehen und mich nicht mehr auf
meiner Partnerin oder meinen Eltern auszuruhen. Vielleicht habe ich
einen Job verloren oder eine Wohnung. Oder ich bin im Gefängnis
gelandet.
Natürlich kann man auch bestimmte
bewusstseinserweiternde Substanzen einnehmen und sein Bewusstsen auf
diese Weise erweitern.
Einige der Inhaftierten, mit denen ich
im Kontakt bin, kennen sich da sicher besser aus als ich.
Aber nicht immer ist es mir angenehm,
eine gesteigerte Sinneswahrnehmung oder ein erweitertes Bewusstsein
zu haben.
Denn manchmal will ich ja auch gar
nicht so genau wissen, was mit mir los ist und warum ich in einer
stressigen Situation zum Beispiel so krass reagiere. Nicht umsonst
gibt es auch genügend Substanzen, die den Kopf vernebeln und manche
Einsichten und Erinnerungen gar nicht erst aufkommen lassen sollen.
Was die Jünger im Evangelium aber
erleben, ist etwas Besonderes.
Denn wenn sonst beispielsweise eine
Krise zum Auslöser eines erweiterten Bewusstseins wird, so erfolgt
die Erweiterung des Bewusstseins in diesem Fall VOR der Krise.
Genauer gesagt: Bevor Jesus stirbt, sehen die Jünger, wer er
wirklich ist. Bevor sie sich nach seinem Tod traurig abwenden,
bekommen sie schon eine Ahnung, was da noch kommen kann.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sich die Jünger nicht selbst als besonders klar oder besonders schlau erleben, wie das bei manchen Substanzen ja auch vorkommen soll, sondern gerade umgekehrt: Hier können sie ihren Lehrer Jesus völlig neu erleben und sehen, wie wunderbar er ist. Petrus dagegen gibt kein besonders gutes Bild ab (vgl. v33).
Eine weitere Besonderheit ist, dass sich die Jünger nicht selbst als besonders klar oder besonders schlau erleben, wie das bei manchen Substanzen ja auch vorkommen soll, sondern gerade umgekehrt: Hier können sie ihren Lehrer Jesus völlig neu erleben und sehen, wie wunderbar er ist. Petrus dagegen gibt kein besonders gutes Bild ab (vgl. v33).
Keine Hütten? Wildau, 2019. |
Wenn man es genau betrachtet, dann haben die Jünger zweierlei erlebt: nicht nur, wie Jesus sich verwandelt hat, sondern außerdem noch, wie Gott Jesus sieht.
Damit haben sie die ultimative
Bewusstseinserweiterung: Aus Gottes Sicht sehen. Mit seinem Blick auf
Jesus schauen und ihn sehen als der, der er ist: Der auserwählte,
der geliebte Sohn (vgl. v35)
Erst viel viel später werden sie
merken, dass Jesus sie in diesen liebenden Blick Gottes hineinziehen
wollte. Erst dann wird ihnen klar, dass sie durch ihren Weg mit Jesus
selbst gemeint sind als Kinder Gottes. Paulus ruft es der römischen
Gemeinde zu: Ihr seid doch keine Sklaven geworden, sondern
"ihr habt den Geist der
Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!" (Röm
8,15)
Das wäre die Vollendung dieser
Bewusstseinserweiterung auch in uns – dass wir nicht nur Jesus als
Gottes Sohn erkennen, sondern uns selbst als Gottes geliebte Kinder.