Ich streite mich nicht besonders oft –
und wenn ich mich streite, geht es meistens nicht um Jesus.
Wenn ich mich streite, dann geht es um
Verspätungen und vermeintliche (?) Absprachen, um enttäuschte
Erwartungen und hingerotzte Worte.
Insgesamt eher Kleinigkeiten.
Immer durch! Wildau, 2019. |
Denn, so meine These, der Niedergang
des Christentums in unserem Land hat sicher auch damit zu tun, dass
wir Christen das Streiten verlernt haben. Wir haben uns eingerichtet
in einer Interpretation des Christlichen, die bloß moderate Werte
wie Toleranz und Freundlichkeit herausstellt. Es ist ein Christsein
für Brave.
Dabei ist das Einstehen für den
eigenen Glauben und der Wunsch, die eigenen Überzeugungen auch
öffentlich zu bezeigen, sehr in den Hintergrund geraten.
Jesus jedenfalls scheint Streit
vorauszusetzen, wenn er im Evangelium des Sonntags (Lk 12,49-53)
davon spricht, dass er Feuer auf die Erde werfen und Spaltung bringen
will:
"Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus
in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen
drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den
Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter,
die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die
Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter." (v52f)
Familienkrach wegen Jesus.
Wir schleichen uns lieber raus und
lassen das Thema Religion schamhaft beiseite und streiten uns lieber
wegen quality time und Smartphoneabhängigkeit.
Solange wir Christen – ich beziehe
mich da ausdrücklich mit ein – nicht fähig sind, aus der
ausgleichenden Wischiwaschi-Religion den "Wettkampf" (Hebr 12,1) zu
machen, zu dem uns die erste Lesung ruft, wird es mit dem Glauben
hierzulande immer weiter bergab gehen.
Guten Streit wünsche ich also!
P.S: Das heißt natürlich weder, dass
man immer stur und mit Bibelversen oder Kirchengesetz im Kopf durch
die Wand geht, noch dass man unversöhnlich bleibt, wenn der Streit
vorbei ist – aber es heißt eben, treu zur Beziehung mit Jesus zu
stehen.