Samstag, 17. August 2019

Christen müssen streiten lernen!

Ich streite mich nicht besonders oft – und wenn ich mich streite, geht es meistens nicht um Jesus.

Wenn ich mich streite, dann geht es um Verspätungen und vermeintliche (?) Absprachen, um enttäuschte Erwartungen und hingerotzte Worte.
Insgesamt eher Kleinigkeiten.

Aber vielleicht sollte ich weniger um Kleinigkeiten streiten und mehr über die großen Fragen.

Immer durch!
Wildau, 2019.
Denn, so meine These, der Niedergang des Christentums in unserem Land hat sicher auch damit zu tun, dass wir Christen das Streiten verlernt haben. Wir haben uns eingerichtet in einer Interpretation des Christlichen, die bloß moderate Werte wie Toleranz und Freundlichkeit herausstellt. Es ist ein Christsein für Brave.

Dabei ist das Einstehen für den eigenen Glauben und der Wunsch, die eigenen Überzeugungen auch öffentlich zu bezeigen, sehr in den Hintergrund geraten.

Jesus jedenfalls scheint Streit vorauszusetzen, wenn er im Evangelium des Sonntags (Lk 12,49-53) davon spricht, dass er Feuer auf die Erde werfen und Spaltung bringen will: 

"Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter." (v52f)

Familienkrach wegen Jesus.
Wir schleichen uns lieber raus und lassen das Thema Religion schamhaft beiseite und streiten uns lieber wegen quality time und Smartphoneabhängigkeit.

Solange wir Christen – ich beziehe mich da ausdrücklich mit ein – nicht fähig sind, aus der ausgleichenden Wischiwaschi-Religion den "Wettkampf" (Hebr 12,1) zu machen, zu dem uns die erste Lesung ruft, wird es mit dem Glauben hierzulande immer weiter bergab gehen.

Guten Streit wünsche ich also!

P.S: Das heißt natürlich weder, dass man immer stur und mit Bibelversen oder Kirchengesetz im Kopf durch die Wand geht, noch dass man unversöhnlich bleibt, wenn der Streit vorbei ist – aber es heißt eben, treu zur Beziehung mit Jesus zu stehen.