Ostern erinnert uns daran, dass der Tod
in Leben verwandelt wird.
Dass etwas, das gestorben ist,
auferstehen kann in Neues.
Doch wie den Jüngern in den
Evangelien, so fällt es auch uns nicht immer leicht, die Zeichen des
Neuen richtig zu lesen.
Einer der es konnte, ist die Figur des
jungen Carl in "Stern 111", der Ende 1989 aus Gera
nach Berlin gekommen ist und in seiner besetzten Ost-Berliner Wohnung
auf sein armseliges Hab und Gut schaut:
Alten Resten eine Chance! Hiddensee, 2018. |
"... ringsum drückte alles
Zukunft aus. Der Anblick seiner drei abgenutzten, mit einem Strick
verschnürten Matratzen auf dem Boden drückte Zukunft aus, der
kaputte Schwarzweißfernseher am Kopfende und die verrußten Laken am
Fenster und die Kohlenkiste vor dem Ofen, das alles war schäbig,
ärmlich vielleicht, aber voller Verheißung, ja all die abgelebten
Dinge (und auch das halb zerfallene Haus), drückten Zukunft aus,
Verfall war Verheißung, nicht Tod, nur Leben, so hieß das Paradoxon
dieser Tage."1
Carl hat Auferstehungsaugen –
symptomatisch für die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit
vielleicht: der Siff und die ganze materielle Erbärmlichkeit löst
unverständlicherweise Hoffnung in ihm aus.
In diesem Jahr stellt sich uns die
Frage nach der Hoffnung und den Augen auch uns in besonderer Weise –
viele gewohnte Tätigkeiten und Begegnungen sind uns durch die
coronabedingten Einschränkungen nicht möglich. Erkennen wir in
diesem Lebensstil und all den dazu gehörigen Veränderungen nur
einen Verlust – oder ahnen wir schon neues, erfüllteres Leben in
den vielen Brüchen und Problemen? (s. dazu auch: Restspiritualität)
Ich wünsche uns diese Auferstehungs-
und Hoffnungsaugen, damit wir fähig werden, das Gold aus dieser
Krise abzuschöpfen und all den Stress und Ärger vorbeifließen zu
lassen. Damit es noch ein bisschen mehr Ostern wird in uns.
1 L.
Seiler, Stern 111. 3. Aufl. Berlin 2020, 161.
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