Donnerstag, 17. Dezember 2020

Heilszeit 17 – Fieber in "Die Dame mit der bemalten Hand" von Christine Wunnicke

Auf der Insel Elephanta treffen sich im Jahre 1764 ein Perser und ein Deutscher, Es handelt sich um den Astronomen "Meister" Musa und den Forscher Carsten Niebuhr, der von Musa als "Kapitän" identifiziert wird.
Allerdings ist es am Anfang keine wirkliche Begegnung, denn Niebuhr fiebert lang und heftig.

Einfach nur im Kühlen rumliegen.
Weißer Hirsch, Dresden, 2020.
"Der Kapitän sah stark aus. Vielleicht würde er wieder gesund. Meister Musa befeuchtete den Lappen und legte ihn dem Kranken über die Augen.

Da sträubte er sich gewaltig. Er packte Musas Hand und wehrte sich, als ob alle Teufel gleichzeitig auf ihn eindringen wollten.
'Komm schon. Ist ja gut', sagte Musa. Und noch sonst allerlei, was man sagt, wenn Leute sich fürchten. 'Das ist nicht dein erstes Fieber, mein Sohn', setzte er auf gut Glück hinzu. 'Das hattest du vor ein paar Tagen schon einmal. Da ist es auch vorübergegangen. Da bist du auch nicht gestorben.'
Er wusste nicht, ob der Kapitän ihn verstand. Doch schien er sich ein wenig zu beruhigen. Meister Musa tauchte den warmen Lappen ins lauwarme Wasser, und diesmal wehrte sich der Kranke nicht, als er ihn auf sein Gesicht legte.
"1


Adventsmeditation für heute:

Auch die Rückschau auf die Bewältigung vergangenen Unheils kann heilend sein, so wie es bei Niebuhr zu sein scheint:
Die Erinnerung an all das Üble, das ich schon durchmachen musste, kann mir Kraft geben.
Darum schaue ich heute auf die von mir schon gemeisterten Krisen meines Lebens. Darin finde ich Heilkraft für das, was aktuell vor mir liegt.

 

1   C. Wunnicke, Die Dame mit der bemalten Hand. 3. Aufl. Berlin 2020, 41f.

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