Dienstag, 15. Dezember 2020

Heilszeit 15 – Lachen in "Picknick im Dunkeln" von Markus Orths

Die Geschichte dieses Romans ist denkbar absurd: In einer dunklen Welt treffen sich der Komiker Stan Laurel und der Theologe Thomas von Aquin. Sie lernen sich langsam kennen und versuchen herauszufinden, was sie in diese komische Lage vollkommener Finsternis gebracht hat. Dabei lernen beide etwas – über den jeweils anderen, aber auch über sich selbst. Gegen Ende des Buches spürt der Theologe eine ungeahnte Macht in sich:

Lächerlich?
Gespenst im Walde bei Berlin, 2020.
"Jahrzehnte hatte das Lachen in Thomas' Bauch gelegen, eingerollt wie ein Tier, in den Schlaf gezwungen, ruhig gestellt von Geist und Vernunft, eingemottet von der Hoheit der Bedeutung des Glaubens. Jetzt aber erwachte das Zier, räkelte sich, blinzelte leise ins Licht. Und dann war es da. ... Thomas konnte sich nicht mehr zurückhalten. Ein Bellen, eine Brüllen, eine Fontäne, ein Vulkan: wie glühend kalte Lava platzte das Lachen aus Bauch, Lunge, Herz, Mund. Es gab keinen Grund zu lachen. Aber es gab auch keinen Grund, es nicht zu tun. Das Lachen packte Thomas ganz und gar und umfasste seinen Leib, der massige Körper bebte wie von unsichtbaren Händen geschüttelt. Und Thomas spürte eine Leichtigkeit, die er nie gekannt oder die er längst vergessen hatte, er ließ sich fortwirbeln wie eine Feder im Sturm."1


Adventsmeditation für heute:

Lachen heilt.
Auch wenn es nicht immer so aussieht, hat das Lachen doch eine unheimliche Kraft: Es kann Festgefahrenes relativieren, kann einen Streit beenden, eine Wut glätten,
einen Vorwurf ins Leere laufen lassen. Das wirkt heilsam.
Heute nehme ich mir vor, das Lachen einzuladen – und es zuzulassen, wenn es kommt.

Vielleicht packt es auch mich, wirbelt mich fort oder schüttelt mich durch – trotz (oder wegen) dieser verrückten Zeit.

 

1   M. Orths, Picknick im Dunkeln. München 2020, 232.

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