Freitag, 18. Dezember 2020

Heilszeit 18 – Ganzheit in "Hölderlins Geister" von Karl-Heinz Ott

Ganzheit und allumfassenden Sinn wünschte sich der Dichter Friedrich Hölderlin. Davon raunt es in nahezu all seinen Werken, wie Karl-Heinz Ott in "Hölderlins Geister" breit auffächert. Unter Bezugnahme auf Hölderlins Zeitgenossen, Vorläufer und spätere Nach-Denker zeigt Ott die mystisch-mythischen Vorstellungen Hölderlins auf – und ihre Grenzen.

Heile Welt?
Blaues Wunder, Dresden, 2020.
"Die große Vereinigung alles Getrennten. Auf nichts anderes läuft Hölderlins Ostinato hinaus, vor allem in seinen philosophisch angehauchten, meist fragmentarisch gebliebenen Abhandlungen. Hölderlin setzt auf ein mythisch getränktes Weltbild, das die Wunden der Moderne heilen soll. Aus Hegels Sicht fällt er damit in eine geschichtlich überwundene Bewusstseinsstufe zurück. Schließlich können wir nicht mehr ungebremst in mythischen Bildern schwelgen, als habe es nie eine Aufklärung gegeben."1

Adventsmeditation für heute:

Der Wunsch nach Vereinigung und Heilsein kommt aus em Schmerz. Aber der Weg zur Heilung weckt bisweilen Zweifel. Ist es wirklich so einfach? Betrügen wir uns nicht manchmal selbst?

Aber zugleich gibt es ja ganz eindeutig jene "Wunden der Moderne", die uns schmerzen, jeden und jede anders.
Heute bringe ich meinen persönlichen Schmerz an unserer Zeit vor Gott.

 

 

1   K.-H. Ott, Hölderlins Geister. 3. Aufl. München 2020, 55.

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