Festlich gekleidete Menschen, die Geburt eines Kindes, der Blick durch ein Fernrohr – es gibt Tage, die scheinen voll zu sein von Futter für das Auge.
Heinrich Straube, ein Freund der titelgebenden Annette von Droste-Hülshoff in Karen Duves Roman, ist durch ein Unglück am Auge verletzt worden. Nach einigen Tagen der Rekonvaleszenz in seinem Zimmer geht er wieder hinaus und genießt das Sehen neu. Am Ende fasst die Autorin wie folgt zusammen:
Augenweide mit doppeltem Licht. Hoppegarten, 2020. |
"So feierte Straube den Tag seiner Genesung, indem er mit seinem wiederhergestellten Auge zuerst die sonnenbeschienene Göttinger Honoration, dann den blutigen und leidvollen Beginn eines neuen Lebens und schließlich auch noch den Mond in hundertsechsundzwanzigfacher Vergrößerung betrachtete."1
Zu einem passenden Zeitpunkt verkoste ich das Sehen als ein Wunder, das mein Körper mir bereitet. Ich darf Farben sehen, ich darf Nahes und Fernes sehen. Ich genieße das Sehen.
(Mehr zum Gegenstück, dem Augenfasten, hier.)
1 K. Duve, Fräulein Nettes kurzer Sommer. Köln 2018, 126.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen