Das Erzähler-Ich dieses Buches ist
geprägt von Selbstzerstörungsimpulsen und dem Leiden an einer
kaputten Familie. Dazwischen blitzen immer wieder Momente einer
Versöhnung auf – aber auch Gewaltfantasien. Wie in Serpentinen
geht es hin und her, manchmal haarscharf am Kollaps vorbei.
So wie hier, wo es am Ende zu einer hellsichtigen Erinnerung kommt:
Abschiedsblume. Friedhof in Neuruppin, 2019. |
Das Bier war wieder draußen. So war das. Wenn der Magen leer war, war das Bier schnell wieder draußen.
Ich klappte den Klodeckel herunter
und setzte mich.
Die Fliesen waren marmoriert.
Ich musste nicht
gegen die Betonwand fahren, nicht jetzt.
Ich wusste nicht, was
wahr war, wo oben oder unten war, vorher, nachher, hinten, vorn.
Ich
wusste nur: ES STIMMTE NICHT. Ich spürte die Freiheit, und ich
spürte den Schmerz. Ich spürte, wie ich mich auflöste in dieser
Freiheit und wie der Schmerz mich zusammenhielt.
Manchmal hilft uns ein Schmerz heil zu
werden. Es gibt Schmerz, der kann in uns wildes Wuchern unterbrechen
oder harte Verkrustungen aufbrechen. Dann müssen wir Kruste und
Überwucherung loslassen, um neu zu wachsen.
Kenne ich solch ein
befreiendes Gefühl, dass mich ein Schmerz wachsen ließ? Wenn ja,
hole ich es dankbar wieder in meine Erinnerung.
(Mehr zu "Serpentinen" hier)
1B. Bjerg, Serpentinen. 3. Aufl. Berlin 2020, 201f.
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