Johannes vom Kreuz, das muss man fürs bessere Verständnis vorwegschicken, war ein Ordensmann. Er liebte die geistliche Strenge und wollte zusammen mit Teresa von Avila seinen Orden, die Karmeliter, reformieren. Seine Strenge aber war kein Selbstzweck, sondern stand im Dienst der Gottesnähe und Heilung des Einzelnen vom Egoismus.
Davon zeugen auch die "Klugheitsregeln", die er 1578/1579 für die Karmelitinnen von Beas verfasste. Der Anfang der ersten Regel hat viel von der buddhistischen Spiritualität des Loslassens:
Alle schön mit Abstand! Semperoper, Dresden, 2020. |
Heilsamer Abstand also – nicht nur
(pandemiebedingt) körperlich, sondern auch emotional. Dahinter steht
der Wunsch, frei zu werden von Anhänglichkeiten jeder Art und in
dieser Freiheit für Gottes Heil und für seine Liebe offener
zu werden.
Mich lässt diese Regel etwas
zwiespältig zurück – und ich gebe meine Frage einfach an euch
LeserInnen weiter: Ist solcher Abstand nun wirklich heilsam oder
einfach nur irre? Kann er mich loslösen vom Kleinen zu etwas
Größerem oder brauche ich diese Anhaftungen der "natürlichen
Liebe", um die göttliche Liebe zu entdecken?
(Mehr zu bzw. von Johannes vom Kreuz hier und hier)
1 Johannes vom Kreuz, Worte von Licht und Liebe. Briefe und kleinere Schriften. 2. Aufl. Freiburg i.Br. 1997, 154.
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