Einer der Songs aus Leonard Cohens
vorletztem Album heißt "Treaty" – also "Abkommen"
oder "Vertrag". (Am besten erst mal in Ruhe anhören!)
Darin schildert der große Songwriter
mit der rauchigen Stimme eine Beziehung zwischen Faszination und
Skepsis. Aus einigen Versatzstücken kann man sein angesprochenes
Gegenüber mit Jesus identifizieren, andere Zeilen lassen eher
Zweifel aufkommen.
Da die religiöse Weite Cohens bekannt
ist und seine Auseinandersetzung mit Jesus und dem Christentum auch
in anderen Texten auftaucht, will ich hier davon ausgehen, dass Jesus
gemeint ist.
Der Text
beginnt so:
Gibt's da ein Durchkommen? Maria Kirchental, Österreich, 2019. |
"I've seen you change the water
into wine
I've seen you change it back to water, too
I sit at your table every night
I try but I just don't get by with you
(im erstgenannten Link steht hier, wie ich es auch höre: "...don't get high with you")
I've seen you change it back to water, too
I sit at your table every night
I try but I just don't get by with you
(im erstgenannten Link steht hier, wie ich es auch höre: "...don't get high with you")
I wish there was a treaty we could sign
I do not care who takes this bloody hill
I'm angry and I'm tired all the time
I wish there was a treaty,
I wish there was a treaty
Between your love and mine"
Wenn ich recht verstehe, dann lässt
sich hier etwas frei übertragen:
Ich habe deine Wunder miterlebt. Ich
habe dich Wasser in Wein wandeln gesehen, ich bin sogar Nacht für
Nacht bei dir. Ich bin auf deiner Spur und versuche es so sehr, aber
ich komme einfach nicht mit dir klar. ...
Ich wünschte, es gäbe ein
Übereinkommen zwischen uns – zwischen deiner Liebe und meiner.
Religiös gelesen und auf Jesus hin
ausgelegt, ist hier jemand auf einer spirituellen Suche, der sich
auch die Nähe Jesu wünscht, aber irgendwie keinen inneren Zugang zu
ihm findet. "Ich bin dauernd ärgerlich und müde" heißt
es außerdem – was keine gute Voraussetzung für eine gelingende
Beziehung ist.
Im Sonntagsevangelium (Mt
13,1-9) spricht Jesus von einem Sämann, der das Wort Gottes
aussät und dessen Aussaat nicht bei allen ankommt. Mal ist es ein
Weg, auf dem die wichtige Botschaft landet, mal ist es ein steiniger
Untergrund, in dem der Samen nicht wurzeln kann, mal sind es Dornen,
die alles ersticken. Und natürlich gibt es auch die gute Erde –
diese bringt dann besonders viel Frucht (vgl. v8).
Aber aufs Gesamt gesehen widmet sich
das Gleichnis vor allem denen, bei denen die Botschaft nicht ankommt,
aus welchem Grund auch immer. Ihnen widmet Jesus im Anschluss noch
viele Worte (vgl. vv18-22)
Ich möchte die Haltung von Leonard
Cohens Song-Ich vor diesen Hintergrund gar nicht moralisch bewerten,
aber sie offenbart ein Ringen, das nicht einfach nur Ja oder Nein zu
diesem Jesus sagt. Vielmehr zeigt sich ein Wunsch nach Kontakt und
sogar nach einer Versicherung durch einen Vertrag – bei
gleichbleibender Distanz. Später kommt Bedauern dazu:
"I'm so sorry for that ghost I made you be
Only one of us was real and that was me"
In diesen Worten scheint auch die
eigene Verantwortlichkeit für das Misslingen der Jesus-Beziehung
aufzutauchen. Der Sänger tritt zwar in einen Dialog ein, den er aber seinerseits nicht mit Leben füllen kann.
Und ich frage mich:
Mache nicht auch ich Jesus manchmal zu
einem unwirklichen Geist in meinem Leben? Biete ich ihm nicht in
vielen Momenten zu wenig nahrhaften Boden, in dem er sich festmachen
könnte?
Wenn nur die Sehnsucht des Leonard
Cohen da ist – "Ich wünschte, es gäbe ein Abkommen
zwischen deiner Liebe und meiner..."
Wachsen im Kleinen. Saalachtal, Österreich, 2019. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen