Freitag, 22. Dezember 2017

KinderStück 22 – "Mister Gott liebt dich innen drin"

Ein irischer Mathematiker findet ein Kind auf der Straße und schreibt ein Buch darüber – "Hallo Mister Gott, hier spricht Anna" (unrsprünglich von 1974) ist eine Hommage an das kindliche Staunen und eigenwillige Schlussfolgern. Die alltäglichen Erlebnisse von Fynn (Pseudonym des Autors) und Anna sind legendär geworden.
In einer Episode geht es um die Relationen zwischen unendlich unterschiedlichen Größen. Beim Blick durch das Mikroskop hat Anna Mikroorganismen entdeckt:

Von innen geküsst.
Boot in Müllrose, 2017.
"'Also die Blubblubbs hab ich ganz furchtbar lieb. Ich könnte platzen, so lieb hab ich sie, aber die Blubblubbs wissen das kein bisschen, daß ich sie so lieb hab, nich? Ich bin millionen- und millionenmal größer als die Blubblubbs, und Mister Gott is millionenmal größer als ich.
Warum weiß ich, was er macht? Und warum wissen die Blubblubbs nicht, was ich mach?'
Sie schwieg einen Moment. Nachdenklich. Später schien mir, als habe sie in diesem Augenblick ihre Kindheit verloren, aber das war wohl bloß ein sentimentaler Gedanke.
Sie sagte: 'Fynn. Mister Gott hat uns nicht lieb.' Sie zögerte. [...] 'Er hat mich nicht so lieb wie du, es ist bloß anders, nämlich millionenmal größer. [...] Siehst du, Fynn, Leute lieben von außen rein, und sie können von außen küssen, aber Mister Gott liebt dich innen drin und kann dich von innen küssen, darum isses anders.'"1

Dazu muss gar nicht mehr viel gesagt werden.
Gottes übergroße Liebe will uns innerlich ergreifen, anrühren und "küssen".
Adventlich gelesen: Gott selbst kommt dem Menschen nicht nur im bestirnten Himmel über uns, sondern auch durch unser Herz nahe.
Diese Liebesnähe ist größer und anders als alles, was wir Menschen sonst kennen.



1   Fynn, "Hallo Mister Gott, hier spricht Anna". Frankfurt a.M. 1978, 24f.