Die Zeit des Dreißigjähigen Krieges
ist Schauplatz des Eulenspiegel-Romans von Daniel Kehlmann.
Schlachtengetümmel, Hunger, Gewalt, Glaube an Magie und kirchlicher
Stursinn pägen das Bild – und der gefühlsarme Umgang mit Kindern.
In der Kindheit des Tyll Ulenspiegel
(wie der Spaßmacher im Roman heißt) denkt der Vater an seine
lebenden und verstorbenen Kinder:
Lieben bevor der Schatten kommt. Bad Camberg, 2017. |
"Immer wieder kehren Claus'
Gedanken zu dem gestorbenen Kind zurück. Obwohl es ein Mädchen war,
tut der Verlust weh. Es ist doch ein guter Brauch, sagt er sich, die
eigenen Kinder nicht zu früh zu lieben. So oft hat Agneta schon
geboren, aber nur eines hat überlebt"1
Wie deprimierend diese Aussage doch
ist: dass der Tod so allgegenwärtig ist, dass man die eigenen Kinder
nicht zu früh lieben solle, nur um selbst keinen Schmerz zu fühlen.
Advent könnte uns im Gegensatz dazu
einladen, alle Menschen früher zu lieben, nicht nur die Kinder. Denn
aus unserem Leben verschwunden sind sie immer noch früh genug.
Beeilen wir uns also, die Menschen zu
lieben, wie Jan Twardowski es einmal treffend formulierte.
1 D.
Kehlmann, Tyll. Reinbek bei Hamburg 2017, 77.