Die katholische Sozialaktivistin
Dorothy Day ist im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt, auch
wenn sie im amerikanischen Katholizismus zu einer der prägendsten
Personen des 20. Jahrhunderts gerechnet werden muss. Ihr soziales und
spirituelles Engagement als "Catholic Worker" lohnt
definitiv eine nähere Beschäftigung.
Ihre Hinwendung zum christlichen Glauben engt eng zusammen mit Schwangerschaft und Geburt ihrer Tochter
Tamar Teresa. Der Schwangerschaft ging eine Zeit des Leidens an der
eigenen Kinderlosigkeit voraus:
Unvollständig. Rahmen für ein Hinweisschild im Schlaubetal, 2017. |
"Eine lange Zeit dachte ich,
dass ich kein Kind gebären könnte, und die Sehnsucht nach einem
Baby wuchs in meinem Herzen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Heim
ohne Kind kein Heim war. Die einfachen Freuden in der Küche, im
Garten und am Strand brachten Traurigkeit mit sich, weil ich mich
unfruchtbar und nutzlos fühlte. Egal, wie sehr jemand geliebt wird
oder liebt, diese Liebe ist einsam ohne ein Kind. Sie ist nicht
komplett."1
Das ist eine steile Aussage!
Und ich glaube gar nicht, dass man sie
verallgemeinernd auf jede und jeden übertragen muss.
Aber es bringt etwas Existenzielles aus
der Adventserwartung zum Ausdruck (was selbstverständlich auch nicht
jeder und jede für sich bejahen wird):
Es fehlt etwas, wenn das Jesuskind,
wenn Gottes Liebe nicht in unserem Leben auftaucht. Das eigene Leben,
der Alltag, die Erfüllung der tiefsten Sehnsucht ist leer und hohl,
wenn Gott nicht seine Liebe hineingießen kann.
Sein Frieden kommt im Kind von Betlehem.
1 So
meine Übertragung von D. Day, The long loneliness. The
Autobiography of Dorothy Day. New York 1997, 135f. Im Original
klingt der Text so: "For a long time I had thought I could
not bear a child, and the longing in my heart for a baby had been
growing. My home, I felt, was not a home without one. The simple
joys of the kitchen and garden and beach brought sadness with them
because I felt myself unfruitful, barren. No matter how much one was
loved or one loved, that love was lonely without a child. It was
incomplete."