Heinrich Spaemann war katholischer
Priester und zugleich Vater des Philosophen Robert Spaemann. Die
Gleichzeitigkeit erklärt sich in seinem Fall dadurch, dass er nach
dem Tod seiner Frau einen neuen Lebensweg als Geistlicher einschlug.
Ein Glanzstück ist sein
Meditationsbuch "Orientierung am Kinde", in dem er,
ausgehend von Mt 18,3, eine Reihe von Gedanken zum Thema Kind
veröffentlicht hat. Einer davon lautet:
Dem Himmel gegenüber offen. Kindl-Brauerei, Neukölln, Berlin, 2017. |
"Das Kind verschließt sich
nicht, es ist lautere Offenheit zum geliebten Anderen hin. In dieser
Offenheit bringt es sein Wesen für uns zum Leuchten: im Antlitz, in
der Gebärde, im Laut der Stimme. Dadurch wird es anziehend für uns
wie das Licht. Es bekommt eine ganz eigene Rufkraft für den, zu dem
hin es sich öffnet: es ruft ihn zu sich herüber, heraus, hervor, so
daß auch er sich öffnet, aus sich herausgeht, hervorkommt aus
seinem Ichgehäuse."1
Kinder rufen uns aus unserer Enge und
Eingeschlossenheit heraus.
Und wir sind aufgefordert, dasselbe für
unsere Mitmenschen zu tun.
Ganz ähnlich formuliert das Evangelium
vom Ersten Adventssonntag, das von der Wachsamkeit spricht.
Es ist ein wichtiges Bedeutungsfeld des
Advents: die Aufforderung zu Offenheit, Wachsamkeit, Hervorkommen,
Hinaustreten, Ansichtigwerden.
1 H.
Spaemann, Orientierung am Kinde. Meditationsskizzen zu Mt 18,3. 9.
Aufl. Einsiedeln 1999, 125.