Nicht meine Spiritualität.
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.
Alt und Neu. Nikolaikirche, Cottbus, 2020. |
Zunächst die Kritik:
„Historisch hat sich, wie jeder weiß, der Kult des ‚Sacré-Coeur‘ (oder der Liebe Christi), seit je in der Kirche latent, in Frankreich im großen [17.] Jahrhundert in einer erstaunlich lebendigen, aber gleichzeitig seltsam begrenzten Form ausgedrückt: sowohl in ihrem Objekt (die ‚Sühne‘) wie auch in ihrem Symbol (das Herz des Erlösers in seinen befremdendsten anatomischen Umrissen).
Vorn dieser doppelten Sonderbarkeit lassen sich unglücklicherweise noch heute Spuren erkennen, sowohl in einer immer noch von der Idee der Sünde besessenen Liturgie wie auch in einer Ikonografie, über die man seufzen muss, ohne sich zu sehr zu irritieren.“[1]
Bis auf die Kritik der Liturgie und ihre Sündentheologie, die heute glücklicherweise weitgehend überwunden ist, finde ich mich hier gut wieder.
Doch in der Klammer deutet sich schon an, worum es eigentlich geht – um die „Liebe Christi“.
Doch die eigentliche Weiterführung besteht bei Teilhard darin, dass er in der Herz-Symbolik die Verbindung von Geistigem und Materiellem, oder kurz: die Einheit von Gott und Schöpfung findet. Da er Naturwissenschaftler und Theologe zugleich war, musste ihm die Versöhnung dieser beiden oft als Antipoden empfundenen Seiten der Wirklichkeit ungeheuer wichtig sein.
In seiner ihm eigenen komplexen Sprache löst er sich von der Bildlichkeit der üblichen Darstellungen und betont, „aufgrund von Konvergenz und Konzentration sammelte sich vor meinen Augen die ganze physische und geistige Realität Christi in einem bestimmten und kompakten Objekt, wobei jede zufällige und einschränkende Besonderheit verschwand. Erste Annäherung an ein Christisches über Christus hinaus […] Eintauchen des Göttlichen in das Fleischliche.
Und durch eine unvermeidliche Reaktion, Transfiguration (oder Transmutation) des Fleischlichen in eine unglaubliche Energie oder Strahlung…“[2]
Diese „Strahlung“ findet sich äußerst plastisch ausgedrückt ja auch auf vielen traditionellen Darstellungen – für Teilhard ist sie jedoch keine sichtbare Größe, sondern die innere Verbindung Christi mit der Welt. Das Herz Jesu, seine Liebe, ließ ihn Mensch werden und so in der Schöpfung Gestalt annehmen. Aber über die sichtbare Gestalt des Menschen hinaus hat dies eine kosmische Dimension, denn darin verströmt sich Gott selbst voller Liebe in die Schöpfung hinein – um immer mehr der Gott alles in allem zu werden (mehr hier).
Dementsprechend betet Teilhard an anderer Stelle:
„Christus Jesus, Du trägst in Deiner Güte und Deiner Menschlichkeit wirklich die ganze ruhelose Größe der Welt. Und deswegen, um dieser unaussprechlichen, in Dir verwirklichten Synthese dessen willen, was unsere Erfahrung und unser Denken niemals zu vereinen gewagt hätte, es anzubeten: Element und Totalität, Einheit und Vielheit, Geist und Materie, Unendliches und Personales – um dieser unfaßbaren Konturen willen, welche diese Komplexität Deiner Gestalt und Deinem Wirken verleiht, um deswillen gibt sich mein von den kosmischen Realitäten ergriffenes Herz Dir hin! […]
Ich liebe Dich als Quelle, das aktive und belebende Medium, als Ziel und Ausgang der Welt, selbst der natürlichen, und ihres Werdens.
Zentrum, in welchem sich alles begegnet und das sich über alle Dinge erstreckt, sie zu sich einzuholen, ich Dich wegen der Fortsetzung Deines Leibes und Deiner Seele in der ganzen Schöpfung durch die Gnade, das Leben, die Materie.
Jesus, mild wie ein Herz, glühend wie eine Kraft, innig wie ein Leben, Jesus, in den ich mich ergieße kann, mit dem ich herrschen und mich befreien soll, ich liebe Dich wie eine Welt, wie die Welt, die mich hingezogen hat, und Du bist es, jetzt sehe ich’s, den die Menschen, meine Brüder, jene sogar, die nicht glauben, durch die Magie des großen Kosmos fühlen und aufsuchen.“[3]
„Historisch hat sich, wie jeder weiß, der Kult des ‚Sacré-Coeur‘ (oder der Liebe Christi), seit je in der Kirche latent, in Frankreich im großen [17.] Jahrhundert in einer erstaunlich lebendigen, aber gleichzeitig seltsam begrenzten Form ausgedrückt: sowohl in ihrem Objekt (die ‚Sühne‘) wie auch in ihrem Symbol (das Herz des Erlösers in seinen befremdendsten anatomischen Umrissen).
Vorn dieser doppelten Sonderbarkeit lassen sich unglücklicherweise noch heute Spuren erkennen, sowohl in einer immer noch von der Idee der Sünde besessenen Liturgie wie auch in einer Ikonografie, über die man seufzen muss, ohne sich zu sehr zu irritieren.“[1]
Bis auf die Kritik der Liturgie und ihre Sündentheologie, die heute glücklicherweise weitgehend überwunden ist, finde ich mich hier gut wieder.
Doch in der Klammer deutet sich schon an, worum es eigentlich geht – um die „Liebe Christi“.
Doch die eigentliche Weiterführung besteht bei Teilhard darin, dass er in der Herz-Symbolik die Verbindung von Geistigem und Materiellem, oder kurz: die Einheit von Gott und Schöpfung findet. Da er Naturwissenschaftler und Theologe zugleich war, musste ihm die Versöhnung dieser beiden oft als Antipoden empfundenen Seiten der Wirklichkeit ungeheuer wichtig sein.
In seiner ihm eigenen komplexen Sprache löst er sich von der Bildlichkeit der üblichen Darstellungen und betont, „aufgrund von Konvergenz und Konzentration sammelte sich vor meinen Augen die ganze physische und geistige Realität Christi in einem bestimmten und kompakten Objekt, wobei jede zufällige und einschränkende Besonderheit verschwand. Erste Annäherung an ein Christisches über Christus hinaus […] Eintauchen des Göttlichen in das Fleischliche.
Und durch eine unvermeidliche Reaktion, Transfiguration (oder Transmutation) des Fleischlichen in eine unglaubliche Energie oder Strahlung…“[2]
Diese „Strahlung“ findet sich äußerst plastisch ausgedrückt ja auch auf vielen traditionellen Darstellungen – für Teilhard ist sie jedoch keine sichtbare Größe, sondern die innere Verbindung Christi mit der Welt. Das Herz Jesu, seine Liebe, ließ ihn Mensch werden und so in der Schöpfung Gestalt annehmen. Aber über die sichtbare Gestalt des Menschen hinaus hat dies eine kosmische Dimension, denn darin verströmt sich Gott selbst voller Liebe in die Schöpfung hinein – um immer mehr der Gott alles in allem zu werden (mehr hier).
Dementsprechend betet Teilhard an anderer Stelle:
„Christus Jesus, Du trägst in Deiner Güte und Deiner Menschlichkeit wirklich die ganze ruhelose Größe der Welt. Und deswegen, um dieser unaussprechlichen, in Dir verwirklichten Synthese dessen willen, was unsere Erfahrung und unser Denken niemals zu vereinen gewagt hätte, es anzubeten: Element und Totalität, Einheit und Vielheit, Geist und Materie, Unendliches und Personales – um dieser unfaßbaren Konturen willen, welche diese Komplexität Deiner Gestalt und Deinem Wirken verleiht, um deswillen gibt sich mein von den kosmischen Realitäten ergriffenes Herz Dir hin! […]
Ich liebe Dich als Quelle, das aktive und belebende Medium, als Ziel und Ausgang der Welt, selbst der natürlichen, und ihres Werdens.
Zentrum, in welchem sich alles begegnet und das sich über alle Dinge erstreckt, sie zu sich einzuholen, ich Dich wegen der Fortsetzung Deines Leibes und Deiner Seele in der ganzen Schöpfung durch die Gnade, das Leben, die Materie.
Jesus, mild wie ein Herz, glühend wie eine Kraft, innig wie ein Leben, Jesus, in den ich mich ergieße kann, mit dem ich herrschen und mich befreien soll, ich liebe Dich wie eine Welt, wie die Welt, die mich hingezogen hat, und Du bist es, jetzt sehe ich’s, den die Menschen, meine Brüder, jene sogar, die nicht glauben, durch die Magie des großen Kosmos fühlen und aufsuchen.“[3]
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