Samstag, 6. Juni 2020

Der Gott der Liebe und des Friedens. Dreifaltigkeit und Gesellschaft


„…freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden!

Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. …

Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,11-13)

Diese Sätze aus der zweiten Lesung fallen in eine Zeit, in der die Welt auf die Proteste in den USA schaut.

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten hat sich der Zorn auf Polizeigewalt und Willkür immer mehr Bahn gebrochen. Die bizarren Auftritte des US-Präsidenten vor verschiedenen Kirchen der US-Hauptstadt bei gleichzeitiger Androhung von Militäreinsätzen gegen die Protestierenden lassen erkennen, dass eine adäquate Reaktion auf den Protest von der Spitze des Staates nicht zu erwarten ist.

Donald Trump spaltet, so wie er es seit eh und je tut. Und die USA verlieren mehr und mehr die Ordnung und den Frieden.
Leben im Frieden.
Alge, Neukölln, Berlin, 2020.
Paulus scheint solche Situationen gut zu kennen – und er schreibt seiner Gemeinde in Korinth eindringlich immer wieder vom Wert des Friedens und der Einheit (vgl. 1Kor 1,10ff; 1Kor 12,4ff etc.). In dieser Gemeinde scheint es auch besonders nötig zu sein, das zu betonen.

Besonders wichtig ist dem Apostel, dass die Spannungen zwischen Vielfalt und Einheit ausgehalten werden muss. Es sind ebenjene Spannungen, die in den USA immer krasser aufbrechen und die sich immer mehr in Richtung Spaltung vertiefen. Die Vielfalt, die immer eine Qualität der USA war, droht nun in die Aufkündigung jeglicher Gemeinschaft zu kippen.

In der Theologie und Denkweise des Paulus wird die Einheit als das höhere Gut sogar in Gott selbst festgemacht: Es ist „der Gott der Liebe und des Friedens“ und die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ die sich als Fundamente der Vielfalt erweisen.

Im Bild vom Leib macht Paulus das im 12. Kapitel des Römerbriefes sehr schön anschaulich (mehr hier und hier).

Auch im Blick auf die Dreifaltigkeit Gottes, die wir an diesem Sonntag besonders feiern, ist das essentiell. Die Einheit Gottes, die zu betonen nicht nur im interreligiösen Dialog immer wichtig ist, ist Basis der innergöttlichen Gemeinschaft. Gott baut sich nicht erst nachträglich aus den einzelnen Personen von Vater, Sohn und Geist zusammen, sondern ist immer schon der eine Gott – in den drei Personen.

Gemeinschaft und Liebe stehen sowohl für Gottes Einheit als auch für die Vielfalt in ihm.

Denn: Spaltung ist nicht der Weg Gottes. Auch wenn der US-Präsident die Bibel und religiöse Bauwerke für seine Zwecke missbraucht – die christliche Botschaft steht seinem Handeln (und oft genug auch dem Handeln von Kirchenvertretern) entgegen: Gott will die Menschen mit sich und untereinander einen.

Das Evangelium des Dreifaltigkeitssonntags betont denn auch, dass die von Gott abgewandte Welt zurückgeholt und gerettet wird. Die ihm selbst innewohnende Gemeinschaft nutzt Gott, um auch die Menschen in die Einheit mit sich, in die liebende Gemeinschaft hineinzuholen:

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ (Joh 3,16f)

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