„…freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen,
seid eines Sinnes, haltet Frieden!
Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
…
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und
die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,11-13)
Diese Sätze aus der zweiten Lesung fallen in eine Zeit, in
der die Welt auf die Proteste in den USA schaut.
Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten
hat sich der Zorn auf Polizeigewalt und Willkür immer mehr Bahn gebrochen. Die
bizarren Auftritte des US-Präsidenten vor verschiedenen Kirchen der
US-Hauptstadt bei gleichzeitiger Androhung von Militäreinsätzen gegen die Protestierenden
lassen erkennen, dass eine adäquate Reaktion auf den Protest von der Spitze des
Staates nicht zu erwarten ist.
Donald Trump spaltet, so wie er es seit eh und je tut. Und
die USA verlieren mehr und mehr die Ordnung und den Frieden.
Leben im Frieden. Alge, Neukölln, Berlin, 2020. |
Paulus scheint solche Situationen gut zu kennen – und er schreibt
seiner Gemeinde in Korinth eindringlich immer wieder vom Wert des Friedens und
der Einheit (vgl. 1Kor 1,10ff; 1Kor 12,4ff etc.). In dieser Gemeinde scheint es
auch besonders nötig zu sein, das zu betonen.
Besonders wichtig ist dem Apostel, dass die Spannungen
zwischen Vielfalt und Einheit ausgehalten werden muss. Es sind ebenjene Spannungen, die in
den USA immer krasser aufbrechen und die sich immer mehr in Richtung Spaltung
vertiefen. Die Vielfalt, die immer eine Qualität der USA war, droht nun in die
Aufkündigung jeglicher Gemeinschaft zu kippen.
In der Theologie und Denkweise des Paulus wird die Einheit
als das höhere Gut sogar in Gott selbst festgemacht: Es ist „der Gott der Liebe
und des Friedens“ und die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ die sich als Fundamente
der Vielfalt erweisen.
Im Bild vom Leib macht Paulus das im 12. Kapitel des
Römerbriefes sehr schön anschaulich (mehr hier und hier).
Auch im Blick auf die Dreifaltigkeit Gottes, die wir an
diesem Sonntag besonders feiern, ist das essentiell. Die Einheit Gottes, die zu
betonen nicht nur im interreligiösen Dialog immer wichtig ist, ist Basis der
innergöttlichen Gemeinschaft. Gott baut sich nicht erst nachträglich aus den
einzelnen Personen von Vater, Sohn und Geist zusammen, sondern ist immer schon der
eine Gott – in den drei Personen.
Gemeinschaft und Liebe stehen sowohl für Gottes
Einheit als auch für die Vielfalt in ihm.
Denn: Spaltung ist nicht der Weg Gottes. Auch wenn der US-Präsident
die Bibel und religiöse Bauwerke für seine Zwecke missbraucht – die christliche
Botschaft steht seinem Handeln (und oft genug auch dem Handeln von
Kirchenvertretern) entgegen: Gott will die Menschen mit sich und untereinander einen.
Das Evangelium des Dreifaltigkeitssonntags betont denn auch,
dass die von Gott abgewandte Welt zurückgeholt und gerettet wird. Die ihm
selbst innewohnende Gemeinschaft nutzt Gott, um auch die Menschen in die Einheit
mit sich, in die liebende Gemeinschaft hineinzuholen:
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen
Sohn hingab, damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit
er die Welt richtet, sondern damit die
Welt durch ihn gerettet wird.“ (Joh 3,16f)
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