Dienstag, 1. März 2022

Aschermittwoch. Ohnmacht und Kraft angesichts des Krieges

Ich komme in diesen Tagen schwer zur Ruhe.
Das Leiden der Ukraine ist mir so nah, die Menschen tun mir so leid.
In den Nachrichten und auf Social Media höre und sehe ich sie in ihrer Verzweiflung, in ihrem Kampfgeist, in ihrer Angst, in ihrer Standhaftigkeit.
Fühle mich ihnen nah und fern zugleich.

Ich will die Dinge ändern und kann es nicht.
Ich will helfen und bin hilflos.
Ich will weinen und schreien vor Hilflosigkeit.


Kerze im Dunkeln.
Maria Kirchental, 2022.
Bei Demonstrationen und Versammlungen und Vernetzungstreffen richten wir uns gegenseitig auf.
Wir stärken einander.
Und können hoffentlich auch die Menschen in der Ukraine ermutigen.

Fraglich sind mir die vielen kleinen Aktionen, Sammlungen, Fahrten.
Und ich hoffe gegen meine kritischen Überlegungen inständig, dass sie etwas bringen.
Auch wenn es nur wenig ist, auch wenn es nur kleine Schritte sind.

Wichtig sind sie auch, weil es Zeichen sind.
Zeichen der Hilfsbereitschaft für die Menschen dort.
Zeichen des guten Willens.
Zeichen moralischer Anstrengung.
Zeichen der Hoffnung auf eine gute Wende.

Es sind nur hilflose Gesten angesichts eines Sturms.
Aber sie zeigen unsere Bereitschaft und die Stärke unseres Widerstands gegen die Resignation.
Das Entsetzen angesichts der Gewalt und die Trauer über die Lage in der Ukraine sind wichtig.
Sie dürfen uns aber nicht in Verzweiflung führen.

Am Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, lasse ich mich mit Asche bestreuen.
Vor Gott stehe ich als der, der ich heute auch bin – hilflos, ängstlich, wütend, feindselig, traurig.
Die Asche ist auch ein Zeichen.
Ein Zeichen für all das.
Zeichen des guten Willens.
Zeichen moralischer Anstrengung.
Zeichen der Hoffnung auf eine gute Wende.

Aber sie ist auch ein Zeichen gegen die Verzweiflung.
Ein Zeichen gegen die Angst.
Ich stehe unter der Asche.
Aber ich stehe.
Denn ich will nicht aufgeben.
Ich will nicht verzweifeln und resignieren vor den Gewaltfantasien, die mich überkommen angesichts von Schmerz und Tränen.
Ich will nicht resignieren angesichts der Wut auf den russischen Kriegstreiber, dessen Namen ich gar nicht mehr aussprechen will.

Kiew in besseren Tagen.
Von einer Reise mit SchülerInnen, 2010.
Und darum rufe ich zu Gott:
Gott, steh den Menschen in der Ukraine bei.
Sei du ihnen eine feste Burg in den U-Bahn-Stationen.
Sei ihnen ein Anker in schlaflosen Nächten.
Sei ihnen Grund zum Weitergehen in ihrer Verzweiflung.
Halte deine Hand besonders über den Kindern.
Gott, stoppe die Verbrecher, die Krieg gegen ein unschuldiges Land führen.
Bring die russischen Soldaten zu klarer Sicht über die furchtbaren Dinge, die sie tun sollen.
Treibe die Menschen in Russland gegen den Krieg auf die Straßen.

Gott, schenke der Welt und besonders der Ukraine deinen Frieden.

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