In der Welt, aus der ich komme, machen
Männer sich am Himmelfahrtstag mit ihrem Bollerwagen auf den Weg und
trinken, was das Zeug hält.
Vor ein paar Jahren war ich am
bayerischen Ammersee und habe mich am Himmelfahrtstag mit vielen
Pilgern auf den Weg zum Kloster Andechs gemacht.
Und in diesem Jahr habe ich Gäste, die
den langen Weg aus Hessen nach Berlin zum Evangelischen Kirchentag
über Himmelfahrt gekommen sind.
Was haben diese drei Dinge miteinander
zu tun?
Natürlich, es werden Wege
zurückgelegt. Nicht nur das Wetter ermöglicht es, dass so viele
unterwegs sind, auch das Thema des Tages fordert dazu geradezu auf.
Helfer auf dem Weg. Moabit, Berlin, 2016. |
Denn Jesus und das Motiv des Weges hängen von Anfang an eng miteinander zusammen:
Wenn Weihnachten der Beginn des Weges
Jesu auf Erden war, so findet dieser Weg nun in seiner Himmelfahrt
seinen Abschluss. Historisch kann natürlich gefragt werden, warum
Jesus nach seiner Auferstehung genau 40 Tage gewartet haben soll, bis
er mit dem Erscheinen vor den Jüngern aufhörte, um erst dann wieder
zum Vater zurückzukehren. Theologisch ist klar, dass dem Ausgehen
aus dem großen Geheimnis Gottes auch ein Wieder-Hineingehen, dem
Aufbruch eine Rückkehr folgt. Was in der Geburt begann, endet mit
der Auffahrt in gewisser Weise, um dann anders weiterzugehen (aber
dazu Pfingsten mehr...).
Für uns Menschen heißt das, dass auch
wir Pilgernde bleiben, bis auch wir diesen Weg hinein in die große
Fülle vollendet haben werden.
Darum ist das "Auf-dem-Weg-Sein"
am Himmelfahrtstag so passend – wir sind auf dem Weg, wie Jesus auf
dem Weg war. Er war es sein Leben lang auf den Wegen und Straßen
Galiläas und Judäas.
Er ist es an diesem Festtag.
In einem Gedicht1
von Andreas Knapp heißt es am Ende:
"grenzgänger über alles
hinaus
wegbereiter ins unermessliche"
Das trifft es auf den Punkt. Wo wir
noch straucheln und pausieren, hat Jesus schon einen Weg bereitet,
der aus unserer eigenen Enge hinaus in die Weite Gottes führt. Die
Grenzen dieser Welt gelten für ihn schon nicht mehr – und wir
dürfen ihm schon heute darin nachfolgen.
Denn durch sein eigenes Leben hat Jesus
uns an den Rand des unendlichen Gottes geführt und uns in seiner Liebe die über alles hinausreichende Zuwendung Gottes
gezeigt.
Wenn wir uns zu Himmelfahrt auf den Weg
machen, dann auf einen Weg des Herzens. Alle anderen Wege sind sicher
nicht schlecht, stehen aber eher symbolisch für unsere
Lebenspilgerschaft auf der einen und unser lebenslanges Ausgreifen
nach dem Unermesslichen auf der anderen Seite.
Jesus ist dieser Weg ins Unermessliche
– und an Himmelfahrt sind wir aufgerufen, innerlich aufzubrechen in seine
Weite.
Wie weit hätten Sie's denn gern? Tempelhofer Feld, Berlin, 2017. |
1 wo
wohnst du. In: A. Knapp, Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte.
4. Aufl. Würzburg 2007, 9.