brücke über den grenzfluss1
kreuzung von
wasser und land
luftig im
hohen bogen
Brücke in Groß Köris, 2017. |
durchlässig für den
fluss in der tiefe
vertraut mit
beiden ufern
immer gespannt
wer kommt
es gibt
ein jenseits
Andreas Knapp ist bekannt für seine
spirituellen Gedichte und erfrischend neuen Wortfindungen in
Glaubensfragen. Nun ist ein Band mit Naturlyrik von ihm erschienen.
Und natürlich findet er, wie in diesem
Gedicht, auch in Natur und Landschaft Hinweise auf Größeres,
Möglichkeiten zum Weiterfragen, Anlass zum Weiterstaunen.
Ich erlaube mir eine sehr freie Osterinterpretation.
Jesus, der menschgewordene Sohn Gottes,
ist tatsächlich "vertraut mit beiden ufern", wurde
gekreuzigt am "luftig" hohen Kreuzbalken und hat
zugleich die dunkle (Un-)Tiefe des Menschseins und schließlich des
Todes gekannt. Er führt jeden hinüber, egal "wer kommt"
und den Weg zum Vater sucht.
Denn, und das ist die frohe Botschaft
von Ostern, "es gibt ein jenseits", ein Leben auf
der anderen Seite. So wie durch einen Fluß getrennte feindliche
Völker es nicht glauben können, dass auf der anderen Seite Leben
möglich wäre, so ist es uns nicht selbstverständlich, dass wir das
verheißene Leben nach dem Tod einfachhin für wahr nehmen.
Aber Jesus ist die Brücke. Er hat den
Fluss des Todes überwunden und uns den Weg ins Land des Lebens
bereitet.
Halleluja!
Landschaft, die auf Größeres verweist. Comenius-Garten, Neukölln, Berlin, 2016. |
1 A.
Knapp, Beim Anblick eines Grashalms. Naturgedichte. Würzburg 2017,
79.