Dienstag, 3. April 2018

"brücke über den grenzfluss" Ein Quasi-Ostergedicht von Andreas Knapp

brücke über den grenzfluss1

kreuzung von
wasser und land

luftig im
hohen bogen

Brücke in Groß Köris, 2017.
durchlässig für den
fluss in der tiefe

vertraut mit
beiden ufern

immer gespannt
wer kommt

es gibt
ein jenseits


Andreas Knapp ist bekannt für seine spirituellen Gedichte und erfrischend neuen Wortfindungen in Glaubensfragen. Nun ist ein Band mit Naturlyrik von ihm erschienen.
Und natürlich findet er, wie in diesem Gedicht, auch in Natur und Landschaft Hinweise auf Größeres, Möglichkeiten zum Weiterfragen, Anlass zum Weiterstaunen. 
Ich erlaube mir eine sehr freie Osterinterpretation.

Jesus, der menschgewordene Sohn Gottes, ist tatsächlich "vertraut mit beiden ufern", wurde gekreuzigt am "luftig" hohen Kreuzbalken und hat zugleich die dunkle (Un-)Tiefe des Menschseins und schließlich des Todes gekannt. Er führt jeden hinüber, egal "wer kommt" und den Weg zum Vater sucht.

Denn, und das ist die frohe Botschaft von Ostern, "es gibt ein jenseits", ein Leben auf der anderen Seite. So wie durch einen Fluß getrennte feindliche Völker es nicht glauben können, dass auf der anderen Seite Leben möglich wäre, so ist es uns nicht selbstverständlich, dass wir das verheißene Leben nach dem Tod einfachhin für wahr nehmen.

Aber Jesus ist die Brücke. Er hat den Fluss des Todes überwunden und uns den Weg ins Land des Lebens bereitet.

Halleluja!

Landschaft, die auf Größeres verweist.
Comenius-Garten, Neukölln, Berlin, 2016.

1   A. Knapp, Beim Anblick eines Grashalms. Naturgedichte. Würzburg 2017, 79.