„Ein russischer
Roman“ erzählt viele Geschichten, die eng an des Autors
eigenes Leben und Denken angelehnt sind. Am Ende des Romans dreht
sich alles um die Beziehung zu seiner damaligen Lebensgefährtin. In
der Form eines Briefes an sie rekapituliert Carrère eine Zeit
starker Konflikte während eines Urlaubs auf Korsika:
Alle Türen offen - Ankunft geklärt? Neukölln, Berlin, 2017. |
"Wir fahren nach
Ajaccio, um deine Freunde zu besuchen. Während der gesamten Fahrt
schaue ich dich nicht an und bekomme die Zähne nicht auseinander. Du
weist mich auf die Landschaft hin und möchtest, dass ich sie
bewundere, ich antworte, sie sei mir völlig wurst. Das korsische
Paar ist sehr korsisch und herzlich. Für den Abend haben sie
geplant, uns zu einem Konzert mit korsischen und chilenischen
Revolutionsliedern mitzunehmen. Ohne mich auch nur um eine Ausrede zu
bemühen, erkläre ich, ich fühlte mich nicht gut und bliebe lieber
allein da. Du bietest mir an, bei mir zu bleiben. Ich lehne ab."1
Wenn einer sich in seiner
Blockade suhlt, prallt sowohl die schöne Landschaft als auch die
Herzlichkeit der Gastgeber an ihm ab. Physisch kommt er am Ziel an,
aber nichts kommt mehr bei ihm an, weil er von Groll besetzt ist.
Der Advent ist eine
Aufforderung, solche „Besetzungen“ abzubrechen, damit es mir
selbst und meiner Umgebung besser geht – und damit auch Gott eine
Chance hat.
Gibt es gerade Blockaden,
die ich überwinden muss, um mich für etwas Schönes öffnen zu
können?
1 E.
Carrère, Ein russischer Roman. Berlin 2017, 235.