Freitag, 21. Dezember 2018

Ankunftszeit 21 – Verwandelt in "Hain" von Esther Kinsky

Dies ist das Buch einer Reise nach Italien, angetreten, um den Verlust des Geliebten zu verarbeiten. Esther Kinsky beschreibt äußerst detailreich, wie sie in einem Dorf die Landschaft, die Menschen und die Jahreszeiten erlebt.

Ist sie das schon, die große Verwandlung?
Wald bei Fangschleuse, 2018.
"In den letzten Märztagen kam der Frühling. Die feuchtkalte Verschlossenheit des Dorfes brach auf. Ich hörte Kinder bis in die Abenddämmerung auf dem Kirchplatz Fußball spielen, und Leute saßen vor ihren Häusern in der Sonne. Katzen buckelten auf den aufgewärmten Stufen der Stiegen, Hunde balgten sich am Straßenrand oder streiften paarungslustig umher. Die Türen der Läden standen offen. Der Schuster mit dem Mussoliniplakat an der Wand hörte italienische Schlager, und seine Kunden und Bekannte diskutierten gutgelaunt. Die Landschaft verwandelte sich von Blau zu Grün. An den Wegrändern erschienen Blumen, zartlila Lippenblütler und sternförmige weiße Blumen, die mir fremd waren. Alles, was vorher abweisend gewirkt hatte, wollte jetzt einladend sein."1

Heute, am kürzesten Tag des Jahres, der Wintersonnenwende, kommt der Frühling schon wieder in den Blick. Ab jetzt werden die Tage länger, bis die Sonne die Kraft hat, die Verwandlung der Welt im Frühling voranzutreiben, so wie Esther Kinsky es erzählt.

Auch Jesu Ankunft will die Welt verwandeln.
Hat er eigentlich auch mein Leben verwandelt?
Was konkret ändert sich in mir, wenn ich die Sonne Jesu hereinlasse?


1   E. Kinsky, Hain. Geländeroman. Berlin 2018, 111.