Dies ist das Buch einer Reise nach
Italien, angetreten, um den Verlust des Geliebten zu verarbeiten.
Esther Kinsky beschreibt äußerst detailreich, wie sie in einem Dorf
die Landschaft, die Menschen und die Jahreszeiten erlebt.
Ist sie das schon, die große Verwandlung? Wald bei Fangschleuse, 2018. |
"In den letzten Märztagen kam
der Frühling. Die feuchtkalte Verschlossenheit des Dorfes brach auf.
Ich hörte Kinder bis in die Abenddämmerung auf dem Kirchplatz
Fußball spielen, und Leute saßen vor ihren Häusern in der Sonne.
Katzen buckelten auf den aufgewärmten Stufen der Stiegen, Hunde
balgten sich am Straßenrand oder streiften paarungslustig umher. Die
Türen der Läden standen offen. Der Schuster mit dem Mussoliniplakat
an der Wand hörte italienische Schlager, und seine Kunden und
Bekannte diskutierten gutgelaunt. Die Landschaft verwandelte sich von
Blau zu Grün. An den Wegrändern erschienen Blumen, zartlila
Lippenblütler und sternförmige weiße Blumen, die mir fremd waren.
Alles, was vorher abweisend gewirkt hatte, wollte jetzt einladend
sein."1
Heute, am kürzesten Tag des Jahres,
der Wintersonnenwende, kommt der Frühling schon wieder in den Blick.
Ab jetzt werden die Tage länger, bis die Sonne die Kraft hat, die
Verwandlung der Welt im Frühling voranzutreiben, so wie Esther
Kinsky es erzählt.
Auch Jesu Ankunft will die Welt
verwandeln.
Hat er eigentlich auch mein Leben
verwandelt?
Was konkret ändert sich in mir, wenn
ich die Sonne Jesu hereinlasse?
1 E.
Kinsky, Hain. Geländeroman. Berlin 2018, 111.