Henning
macht mit seiner Familie Urlaub auf Lanzarote. Am Neujahrsmorgen
setzt er sich nach einer Reihe ruhig verbrachter Tage endlich aufs
Fahrrad und will ein bisschen Sport machen.
Es
folgt eine unerwartet anstrengende Strecke bergauf.
Schließlich
kommt er völlig ausgelaugt in Femés an:
Strampeln mit Gegenwind. Sachsen-Anhalt, 2017. |
"Auf dem kleinen
Kirchplatz lehnt er das Rad an die Mauer und fällt auf eine
gemauerte Bank. Der Stein kühlt Oberschenkel und Rücken. Für einen
Augenblick verschwinden die Schmerzen. Hennings Körper sinkt in sich
zusammen, die Gedanken schweigen. Er spürt die Wärme der Sonne und
das Streicheln des Windes, der hier in der Dorfmitte nur mäßig
bläst. ... Henning hebt das Gesicht in die Sonne und spürt ihre
Kraft. Sie lädt ihn auf wie einen Akku. Pure Energie. ... Als er
aber aufstehen und aufs Rad steigen will, wird sofort klar, dass das
nicht geht. Der Schmerz kehrt zurück, die Muskeln krampfen. Mit
beiden Händen hält sich Henning am Lenker fest, setzt mühsam Fuß
vor Fuß, als würde er gerade erst das Gehen erlernen."1
Eine Ankunft voller
Schmerzen – der ausgelaugte Körper kann einfach nicht mehr.
Zwar stärkt die Sonne und
gibt etwas Kraft, aber auch sie kann die Auswirkungen der Mühen
nicht wegnehmen.
Der Glaube als Weg des
Vertrauens auf Gott ist für viele Menschen sehr anstrengend. Damit
es im Advent zu einer guten Ankunft von Gott und Mensch beieinander
kommen kann, ist darum bisweilen harte innere Arbeit nötig.
Auch die Vorbereitung auf
eines der höchsten christlichen Feste kann für den Glauben
schmerzhaft sein, denn selbstverständlich ist nichts an diesem Fest.
Ein Kind als Retter? Ein Gott im Stall? Ein Fest armer Leute?
Was strengt mich in meinem
Glauben am meisten an? Was schmerzt mich vielleicht sogar, wenn ich
an meinen Glauben denke?
Mehr zum Roman „Neujahr“
in dieser Predigt.
1 J.
Zeh, Neujahr. München 2018, 72.73.