Samstag, 15. Dezember 2018

Ankunftszeit 15 – Verschneit in "Underground Railroad" von Colson Whitehead

Immer wieder flohen Sklaven aus dem Süden der USA, um im Norden ein besseres Leben anzufangen. Die Anfänge des Zufluchtsortes in Colson Whiteheads Roman, zu dem die Heldin Cora kommt, werden mittels einer Geschichte kurz erzählt:

Mitten im Schnee.
Reuterplatz, Neukölln, Berlin, 2016.
"Die Farm, wie Cora sie vorfand, entstand eines Winterabends nach einem kräftigen Schneetreiben. Die Frau an der Tür bot einen schrecklichen Anblick und war halb erfroren. Margaret war eine Entlaufene aus Delaware. Ihre Reise zur Valentine-Farm war nervenaufreibend gewesen – eine Truppe harter Burschen brachte sie auf einer Zickzackroute weg von ihrem Herrn. ... Das Unwetter überraschte sie zwischen zwei Orten. Margaret betete zu Gott um Errettung, versprach ein Ende ihrer Sündhaftigkeit und der moralischen Schwächen, die sich in ihrer Flucht geäußert hatten. Aus der Finsternis tauchten die Lichter von Valentine auf.
Gloria kümmerte sich um ihre Besucherin, so gut sie konnte; der Doktor kam auf seinem Pony vorbei. Margarets Schüttelfrost legte sich nicht. Sie starb ein paar Tage später."1

Aus einem furchtbaren Leben in einen furchtbaren Tod – so wirkt diese Szene zunächst.
Doch dieses schreckliche Ereignis ist eine Initialzündung und führt zum starken Engagement dieser weißen Gutsherren für entlaufene Sklaven.
Aus dem schlechten Ende wächst etwas Gutes für Viele. Das kennen wir als Christen von Karfreitag und Ostern.

Heute vertraue ich Gott meine Katastrophen und Unglücke an. Ich bitte ihn, dass er etwas Gutes daraus macht.


1   C. Whitehead, Underground Railroad. 2. Aufl. München 2017, 303.