Eigentlich sollte
ich heute einen Gottesdienst im Haftkrankenhaus feiern. Aber durch
verschiedene Umstände sitze ich nun zu Hause und stelle die Fragen,
die sich aus dem Tagesevangelium (Mk
3,1-6) ergeben, einfach hier im Blog.
"Was ist am Sabbat
erlaubt"? (v4)
Regelkonform? Charottenburg, Berlin, 2019. |
So fragt Jesus die, die
darauf lauern, dass er das Gesetz übertritt.
Ich finde es super, dass
es einen Tag in der Woche gibt, an dem Ruhe herrscht – jedenfalls
mehr oder weniger. Für Christen ist es der Sonntag, für Juden, auch
für Jesus und die Gläubigen seiner Zeit, war und ist es der Sabbat.
Es ist eine Ausnahme. Ein Innehalten. Ein Atemholen.
Doch selbstverständlich
gibt es Situationen, wo es nötig oder sinnvoll ist, trotzdem zu
arbeiten.
Allerdings gilt es, gut zu
unterscheiden:
Was ist für mich Ruhe und
Alltagsunterbrechung? Durch was kann ich Kraft schöpfen? Und an was
für einem Punkt verzichte ich auf die Pause? Welche Ausnahmen
genehmige ich mir?
"Und er sah sie
der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz"
(v5)
Von Jesus sind hier so
deutlich wie selten im Evangelium Emotionen überliefert. Doch die
Engherzigkeit und Aggression von Menschen, die ohne Empathie für
Schwache und Leidende ihre Regeln durchsetzen wollen, gibt es auch
heute. Regeltreue ist jedoch kein christliches Primärziel
(wenngleich die Kirche diesbezüglich manchmal anders agiert).
Wenn Gott auf mein eigenes
Leben schaut, was würde er dann mehr sehen – Mitgefühl und
Hilfsbereitschaft oder Regelobservanz und Sicherheit in den Regeln?
Mit welchen Gefühlen
würde Jesus mich wohl anschauen?
Sie "fassten ...
den Beschluss, Jesus umzubringen." (v6)
Es ist eigentlich
lächerlich, aus welcher Banalität sich hier solche Aggressionen
aufbauen. Nur wegen einem relativ kleinen Regelbruch durch Jesus, so
suggeriert uns der Evangelist, hat man ihn schon auf der
Abschussliste.
Ich frage mich an dieser
Stelle: Woher nur diese ungeheure Aggression? Welches Weltbild gerät
da durch Jesus ins Wanken, das mit aller Macht und um jeden Preis
geschützt werden muss?
Oder, vielleicht eine
Nummer kleiner und persönlicher:
An welchem Punkt werde ich
selbst leicht angepickst und überreagiere vielleicht auch mal? Was
braucht es, um mich aus der Deckung zu locken und meine Aggression zu
wecken?
PS: Die Frage nach der
Regeltreue hätte im Knast noch einen ganz speziellen Reiz und eine
ganz besondere Dynamik bekommen. Aber für die LeserInnen des Blogs
mag es auf diese Weise genügen...
PPS: Ähnlich-unähnliche Gedanken zum gleichen Evangelium hier.
PPS: Ähnlich-unähnliche Gedanken zum gleichen Evangelium hier.
Überreaktion? Zinnowitz, Usedom, 2019. |
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