Freitag, 5. Juli 2019

Unterwegs ohne Gepäck. Ein Radiobeitrag zum Sonntagsevangelium

So ähnlich bin ich am Sonntag, dem 07.07.2019, gegen kurz vor 10 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:

Auch in diesem Jahr werde ich wieder eine Menge Dinge mit in den Sommerurlaub schleppen:
Genügend Wechselsachen für die warmen Tage am Strand, aber auch für kältere Tage genug. Schuhe zum Wandern, Sandalen für den Strand, Hausschuhe. Ach ja, ein Hemd vielleicht noch, wenn es doch mal etwas eleganter sein soll. Für die Kinder genügend Spielzeug, Sonnenhüte, aber auch Regenjacken, vielleicht sogar die Gummistiefel? Ein großes Strandtuch! Und ein gutes Buch für mich, aber vielleicht komme ich auch dazu, etwas mehr zu lesen, also packe ich lieber ein Zweites ein.

Und so werden die Taschen und Rucksäcke nach und nach immer voller.
Am Ende des Urlaubs staune ich dann wieder, was ich alles mitgeschleppt und gar nicht gebraucht habe. Manche Sachen sind noch nicht mal ausgepackt !

Und dann kommt mir der Satz in den Sinn, den Jesus seinen Jüngern mitgibt, als er sie losschickt:
"Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!" (Lk 10,4)

Leicht im Winde wehen.
Hiddensee, 2018.
Einen Moment vorher hat er sie noch gewarnt, dass es gefährlich werden könnte – und dann sollen sie noch nicht einmal das Nötigste mitnehmen?

Wenn ich mit meinem Urlaubsgepäck schon für jede mögliche Situation gerüstet sein will, wie viel mehr sollten diese frommen Männer dann vorbereitet sein!
Aber sie sollen sich ohne Gepäck auf den Weg machen.

Wenn ich es genauer betrachte, gilt mein Verhalten ja nicht nur für den Urlaub: Das Leben soll mich nicht unvorbereitet aus den Latschen hauen.
So baue ich mir ein Netz von Sicherheiten, das mich in Krisensituationen halten soll. Deshalb bin ich versichert, deshalb versuche ich, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, deshalb habe ich versucht, meine Ausbildung möglichst gut abzuschließen.
Und deshalb sind die Urlaubstaschen so voll.

So sehr mich die Aufforderung Jesu irritiert – ein bisschen beneide ich die Jünger um diesen Lebensstil: Kein Geldbeutel, keine Vorratstasche und keine Schuhe.
Das klingt auch nach Freiheit. Ich müsste nicht mehr so viel mit mir herumschleppen.
Das Gleiche gilt für das innere Gepäck: Lasse ich einige meiner Vorurteile in der Schublade und lege ein paar liebgewordene Vorstellungen zur Seite, wird viel mehr möglich.

Weniger Gepäck bedeutet mehr Mut! Ich müsste dann mehr auf andere zugehen und ihnen vertrauen. Darauf bauen, dass sie mir wohlgesonnen sind.

Weniger Sicherheitsdenken würde mein Leben auch abenteuerlicher machen. Keine Reiserücktrittsversicherung? Keine Kreditkarte? Kein drittes Paar Schuhe in der Reisetasche?
Was ich auf diese Weise an Bequemlichkeit und Sicherheit verliere, das gewinne ich an Mut und Freiheit. 
Und ich übe mich im Vertrauen.

"Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!
Die Jünger wussten sich von ihrem Glauben und ihrer Mission gehalten, sie gingen auf die Bewohner des Landes zu und nahmen Fühlung mit ihnen auf.
Diesen Mut und dieses Vertrauen wünsche ich mir für mich und auch für Sie.

Ihnen einen gesegneten Sonntag und erholsame Ferientage.