So ähnlich bin ich am Sonntag,
dem 07.07.2019, gegen kurz vor 10 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:
Auch in diesem Jahr werde ich wieder
eine Menge Dinge mit in den Sommerurlaub schleppen:
Genügend Wechselsachen für die warmen
Tage am Strand, aber auch für kältere Tage genug. Schuhe zum
Wandern, Sandalen für den Strand, Hausschuhe. Ach ja, ein Hemd
vielleicht noch, wenn es doch mal etwas eleganter sein soll. Für die
Kinder genügend Spielzeug, Sonnenhüte, aber auch Regenjacken,
vielleicht sogar die Gummistiefel? Ein großes Strandtuch! Und ein
gutes Buch für mich, aber vielleicht komme ich auch dazu, etwas mehr
zu lesen, also packe ich lieber ein Zweites
ein.
Und so werden die Taschen und Rucksäcke
nach und nach immer voller.
Am Ende des Urlaubs staune
ich dann wieder, was ich alles mitgeschleppt und gar nicht
gebraucht habe. Manche Sachen sind noch nicht mal
ausgepackt !
Und dann kommt mir
der Satz in den Sinn, den Jesus
seinen Jüngern mitgibt, als er sie losschickt:
"Nehmt keinen Geldbeutel mit,
keine Vorratstasche und keine Schuhe!" (Lk 10,4)
Leicht im Winde wehen. Hiddensee, 2018. |
Einen Moment vorher hat er sie noch
gewarnt, dass es gefährlich werden könnte – und dann sollen
sie noch nicht einmal das Nötigste mitnehmen?
Wenn ich mit meinem Urlaubsgepäck
schon für jede mögliche Situation gerüstet sein will, wie viel
mehr sollten diese frommen Männer dann vorbereitet sein!
Aber sie sollen sich
ohne Gepäck auf den Weg machen.
Wenn ich es genauer betrachte, gilt
mein Verhalten ja nicht nur für den Urlaub: Das Leben soll mich
nicht unvorbereitet aus den Latschen hauen.
So baue ich mir ein Netz von
Sicherheiten, das mich in Krisensituationen halten soll. Deshalb bin
ich versichert, deshalb versuche ich, etwas Geld auf die hohe Kante
zu legen, deshalb habe ich versucht, meine Ausbildung möglichst gut
abzuschließen.
Und deshalb sind die Urlaubstaschen so
voll.
So sehr mich die Aufforderung Jesu
irritiert – ein bisschen beneide ich die Jünger um diesen
Lebensstil: Kein Geldbeutel, keine Vorratstasche und keine Schuhe.
Das klingt auch nach Freiheit. Ich
müsste nicht mehr so viel mit mir herumschleppen.
Das Gleiche gilt für das innere
Gepäck: Lasse ich einige meiner Vorurteile in der Schublade und lege
ein paar liebgewordene Vorstellungen zur Seite, wird viel mehr
möglich.
Weniger Gepäck
bedeutet mehr Mut! Ich müsste dann mehr
auf andere zugehen und ihnen vertrauen. Darauf
bauen, dass sie
mir wohlgesonnen sind.
Weniger
Sicherheitsdenken würde mein Leben auch
abenteuerlicher machen. Keine
Reiserücktrittsversicherung? Keine Kreditkarte? Kein drittes Paar
Schuhe in der Reisetasche?
Was ich auf diese Weise an
Bequemlichkeit und Sicherheit verliere, das gewinne ich an Mut und
Freiheit.
Und ich übe mich im Vertrauen.
"Nehmt keinen Geldbeutel mit,
keine Vorratstasche und keine Schuhe!"
Die Jünger wussten
sich von ihrem Glauben und ihrer Mission gehalten,
sie gingen auf die Bewohner des Landes zu und nahmen Fühlung mit
ihnen auf.
Diesen Mut und dieses Vertrauen wünsche
ich mir für mich und auch für Sie.
Ihnen einen gesegneten Sonntag und
erholsame Ferientage.