Stellen wir uns für einen Moment vor,
dass der Wirt den barmherzigen Samariter mit dem geretteten Mann
nicht aufgenommen hätte. Stattdessen wäre der Wohltäter abgewiesen worden mit Worten wie:
Davon hatte ich schon zu viele!
Ist er doch selbst schuld, wenn er diesen
Weg geht!
Du sammelst den Typen auf und willst
ihn hier loswerden?!
Ich bin doch nicht das Sozialamt für
ganz Palästina!
Was wäre die Barmherzigkeit des Guten Samariters dann noch wert gewesen, wenn sich keine langfristige Lösung für den Geretteten findet?
Andersherum: Der barmherzige Mensch ist angewiesen auf Strukturen, die sein Handeln auffangen und abstützen.
Das gilt in der Geschichte Jesu genau so wie heute.
Die EU hat durch ihre restriktive Abschottungs- und Abwehrpolitik an ihre Türen geschrieben, dass sie
Barmherzigkeit verabscheut und dass ihr die Menschenleben auf dem Mittelmeer egal sind. Alle Verantwortung wird durch die Dublin-Vereinbarungen an die Grenzregionen delegiert, bis diese sich weigern, Rettungsschiffe wie die „Sea Watch 3" aufzunehmen, die barmherzigen Retter kriminalisieren und die Überlebenden lieber auf dem Meer verrotten lassen.
Mit einem solchen „Wirt" hätte der Samariter in Jesu Geschichte keine Chance gehabt, der ließe ihn vor den Toren zappeln und warten.
Mit einem solchen „Wirt" hätte der Samariter in Jesu Geschichte keine Chance gehabt, der ließe ihn vor den Toren zappeln und warten.
Sicher, Barherzigkeit ist keine
politische Kategorie.
Und: Sicher, würde man den Vergleich zwischen dem Sonntagsevangelium und der aktuellen Flüchtlingspolitik zu stark machen, hinkte er an vielen
Stellen.
Aber in mindestens zwei Fragen kommen die beiden doch überein:
Erstens: Hartherzigkeit ist das letzte, was im Sinne Jesu wäre.
Und zweitens: alle potentiellen Wirte sind gefragt, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich dort einzubringen, wo es möglich ist.
Das Motto des Christen muss deshalb sein: Wenn du selbst keiner bist, dann lass die Samariter wenigstens nicht im Regen stehen!