Alle paar Jahre wieder wird berichtet,
wie schwer sich deutsche Christen mit dem Glauben an die Auferstehung
und ein Leben über das irdische Leben hinaus tun.
Gerade in der Osterzeit ist das ein
besorgniserregender Befund.
Begründet ist die Skepsis vieler
Getaufter zum Einen mit dem um sich greifenden naturalistischen
Weltbild, das sich als metaphysikfreie Welterklärung ohne Himmel
anbietet. Dazu habe ich an anderer Stelle die spannenden Überlegungen
von Holm
Tetens angedeutet.
Zum Anderen versteht sich ein solcher
Unglaube immer noch und immer wieder als Aufstand gegen die mythische
Sprache von Bibel und Tradition.
Berührt sich da was? Baustelle, Wildau, 2019. |
Da sind die Erzählungen von den
wundersamen Erscheinungen Jesu, vom leeren Grab, von sich während
der Kreuzigung öffnenden Gräbern und viele weitere Sprachbilder,
die auch in mir bisweilen Widerspruch wecken, wenn ich sie wörtlich
verstehe.
Und manchmal verbauen diese alten
Bilder den Weg zum Kern des Auferstehungsglaubens.
Medard Kehl, emeritierter Professor für
Dogmatik an der Hochschule der Jesuiten St. Georgen, hat sich die
Frage nach diesem Kern in einer Predigt
gestellt.
"Worin aber besteht dieser
Kern?
Er kommt für mich gut in dem
deutschen Wort „Aufheben“ zum Ausdruck. Dieses Wort hat ja drei
Bedeutungen:
1. Aufheben = Bewahren. Das erhoffe
ich für uns nach unserem Tod: Von unserem Leben hier auf Erden wird
all das im Leben Gottes bewahrt, was uns kostbar und wertvoll war,
vor allem, was wir im Geist der Liebe und der Wahrhaftigkeit getan
oder erlitten haben.
2. Aufheben = Außer-Kraft-Setzen
(z. B. Gesetze oder Regeln). Bei den Verstorbenen setzt Gott all das
außer Kraft, was dieses Leben hier oft so schwer macht: Unsere
Schuld wird vergeben, Leid und Schmerz werden zu Ende sein und alle
Tränen wird Gott von unseren Augen abwischen.
3. Aufheben = Hochheben. Die
Verstorbenen, die in das Dunkel des Todes hinabgefallen und ganz
unten, ganz am Ende sind, werden von Gott aufgehoben, aufgenommen in
das wunderbar wärmende und bergende Licht der Liebe des dreifaltigen
Gottes. Ein Licht, das uns mit unserem vergangenen Leben, mit seinen
Konflikten, Mühseligkeiten und Enttäuschungen endlich versöhnt und
so auch endlich zur Ruhe kommen lässt. Das aber ist keine
Friedhofsruhe, kein ewiger Schlaf, sondern der Friede eines mit Gott
und der Welt versöhnten Daseins."
Abseits der mythischen Sprache also
wird Auferstehung in diesen verschiedenen Dimensionen für uns
Menschen sichtbar.
Jene, die lieber ohne Metaphysik leben,
wird dies wohl nicht überzeugen.
Andere aber mag eine solche Sprache
vielleicht eher ansprechen als die bildreiche Sprache der Bibel. Für
sie ist dies geschrieben.
Ein Sprung über die Grenzen der
eigenen Zweifel hinaus ist allemal vonnöten.
Bilderarmes Bild. Himmel über dem Hamburger Hauptbahnhof, 2015. |