Ich mag das Grundgesetz, also
gratuliere ich gern.
Besonders denke ich, wie so Viele, an
den ersten Satz.
"Die Würde des Menschen ist
unantastbar." (Art 1, Abs. 1, Satz 1, GG)
Ein hoher Anspruch, der trotz der
scheinbar einfachen Botschaft missverständlich bleibt.
So richtig klar ist schließlich nicht,
was genau diese Würde überhaupt sein soll.
Mir fällt dazu ein Satz ein, den der
Evangelist Lukas Maria in den Mund legt.
„Der Mächtige hat Großes an mir getan.“ (Lk 1,49)
Menschen - anders als Rinder. Ehemalige Rinderauktionshalle, Blankensteinpark, Friedrichshain, Berlin, 2018. |
Würde kommt uns zu, weil jemand sie
uns zuspricht.
Ein Anderer macht uns groß.
Besonders Christen erleben Würde als
ein Geschenk, das nicht nur von anderen Menschen kommt.
Nicht jeder muss das so sehen, aber es
liegt nahe.1
So verstanden ist der Satz Marias
Ausdruck für ein Gleichgewicht.
Einerseits: Sie anerkennt, dass sie nicht alles sich selbst zu verdanken hat.
Das ist bescheiden.
Dabei verharrt sie aber nicht in schiefer Haltung falscher Demut.
Denn andererseits: Zugleich anerkennt sie, dass da wahrhaft Großes in ihr ist.
Sie erzählt von dem, was an ihr toll ist.
Dabei verharrt sie aber nicht in schiefer Haltung falscher Demut.
Denn andererseits: Zugleich anerkennt sie, dass da wahrhaft Großes in ihr ist.
Sie erzählt von dem, was an ihr toll ist.
Und ist zugleich dankbar dafür.
Das ist eine Gratwanderung, die nur
Wenige hinbekommen.
Ich zum Beispiel: Entweder falle ich
auf der Hochmutseite runter oder auf der Demutseite.
Nicht gut.
Das Gute dabei ist aber: Meiner Würde
tut das keinen Abbruch.
Ich kann sogar gänzlich würdelos
agieren.
Trotzdem spricht mir das Grundgesetz
Würde zu, ganz egal, was ich dazu sage.
Ein bisschen wie der liebe Gott: Hört
einfach nicht auf, Großes an mir zu tun.
Danke dafür.
Menschen - anders als Schilf. Waren / Müritz, 2016. |
1 Denn
ein metaphysisches Konstrukt wie Würde ist schwer mit einem bloß
biologisch verstandenen Wesen in Verbindung zu bringen.