Samstag, 8. Februar 2020

Was für ein Licht? - Was für ein Licht! Drei Reflexionen zu Mt 5,14

"Ihr seid das Licht der Welt." (Mt 5,14), sagt Jesus im Evangelium des Sonntags (Mt 5,13-16).

1.
Es muss am Mittwoch eine Menge geborstener Leuchtstoffröhren im Thüringer Landtag gegeben haben.
Jedenfalls kann ich mir nur so die moralische Verdunkelung erklären, die sich in den Fraktionen von CDU und FDP breitgemacht hatte. Blindheit und Borniertheit waren anscheinend so groß, dass die Abgeordneten dieser beiden Parteien sich lieber für ein Spiel mit Nazis entschieden haben, als den gemütlich-linken Ramelow zu wählen.

Irgendetwas leuchtet doch!
Jena-Lobeda, 2019.
Selbst wenn man, so wie ich, nicht der klassische Linken-Wähler ist, kann man sich darüber nur verwundert ärgern. Auch als geborener Thüringer finde ich den Wunsch dieser angeblich "bürgerlichen" oder "liberalen" Parteien, lieber einen Ministerpräsidenten von Gnaden der AfD zu haben, als einen von der Linken, äußerst abstrus. Altes Schubladendenken und taktische Dummheit haben sich zusammengetan.
Die sich anschließenden Ereignisse, die FDP und CDU bis in ihre Bundesparteien hinein erschüttert haben, zeigen aber, dass da immerhin noch etwas Licht ist.

2.
"Aufgeklärte Vernunft und katholischer Glaube müssen einander keineswegs widersprechen, vielmehr sind das Licht des Glaubens und das Licht der Vernunft zwei Birnen in ein und derselben Lampe, die am Ende nur miteinander hell genug sind."1
Das ist die Ausgangsthese des aktuellen Buches "Verdammtes Licht. Der Katholizismus und die Aufklärung" von Hubert Wolf. Darin zeigt er an vielen Einzelbeispielen die vertrackte und wechselvolle Beziehung der katholischen Kirche und der Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die Kirche sieht ihren Auftrag darin, allen Menschen in Jesus Christus das "Licht der Welt" näher zu bringen. Die Aufklärer ihrerseits wollten mit dem Licht der Vernunft alles ausleuchten, was nach ihrer Meinung (noch) in mattem Halbdunkel und Unverständnis ausharrte. Darunter verstanden diese Philosophen oft genug auch die Kirche, zumal die römisch-katholische. Die in der Regel autoritär abwehrenden Reaktionen der Kirchenführer auf diese Angriffe, aber auch auf kritische Anfragen an kirchliche Denkvoraussetzungen und Argumentationsmuster, bestätigten (und bestätigen) die Kritiker nur zu oft – und sie werfen einen dunklen Schatten auf das Gute, das die Kirche bringen will.
Die "durchgängige Lichtmetaphorik"2 in Aufklärung und Christentum zeigt zugleich, wie unterschiedlich über Licht reflektiert wurde. Licht der Vernunft, das erklärt und Licht des Glaubens, das heilen will, stehen in einer Spannung zueinander, die wir gerade heute produktiv machen müssen.

3.
In Anlehnung an Jesu Wort vom Fruchtbringen (Lk 6,43ff) ließe sich hier formulieren: Das Licht, das ich in mein Leben lasse, wird bestimmen, welches Licht ich ausstrahle.
Manchmal wird da Dämmer sein, manchmal Strahlen. Aber viel davon liegt in unserer Verantwortung!
Politische Orientierung, kritisches Denken und religiöser Glaube können in einem Leben sehr schief nebeneinander hängen und für den Einzelnen doch ein subjektiv höchst harmonisches Ganzes bilden. Es kommt eben auf die Perspektive an.
Und am Ende wird unser Licht, das wir in die Welt senden, aufgehen in Gottes großem Glanz. Sein Licht wird in unser Leben scheinen und aufklären, was heute noch verdunkelt ist.

Nicht erschrecken!
Licht und Schatten im Schlosspark Biesdorf, Berlin, 2019.



1   H. Wolf, Verdammtes Licht. Der Katholizismus und die Aufklärung. München 2019, 12.
2   Ebd., 10.

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