Es gibt in Christoph Heins Roman
„Landnahme“ eine Schlüsselszene, in welcher der Nachkomme eines
aus den ehemals deutschen Ostgebieten Vertriebenen nun
fremdenfeindliche Parolen brüllt - und klar wird, wie kurz die
Erinnerung währte. Es brauchte nur eine Generation, bis die Kinder
der nach dem Krieg verunglimpften Flüchtlinge sich selbst als Herren
im Lande fühlen.
In der Bibel existieren viele Stellen, die die Erinnerung daran wachhalten sollen, dass die Hörenden selbst Nachkommen eines Heimatlosen sind. Eine dieser Stellen findet sich im Buch Deuteronomium:
In der Bibel existieren viele Stellen, die die Erinnerung daran wachhalten sollen, dass die Hörenden selbst Nachkommen eines Heimatlosen sind. Eine dieser Stellen findet sich im Buch Deuteronomium:
Frucht des Landes. Siena, 2020. |
„Wenn du in das Land, das der
HERR, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, hineinziehst, es in Besitz
nimmst und darin wohnst, dann sollst du von den ersten Erträgen
aller Feldfrüchte, die du in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir
gibt, eingebracht hast, etwas nehmen und in einen Korb legen. Dann
sollst du zu der Stätte ziehen, die der HERR, dein Gott, erwählen
wird, indem er dort seinen Namen wohnen lässt. ... Dann soll der
Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den
Altar des HERRN, deines Gottes, stellen.
Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen:
Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR.“
(Dtn 26,1-2.4-10)
Es ist ein vielfältiges Bekenntnis: ein Gebet der Dankbarkeit für all das, was der Beter selbst erfahren hat. Wer ehrlich auf diese Weise betet, weiß, dass er beschenkt und befreit ist - und wird in diesem Bewusstsein auch jene Menschen anschauen, die nach ihm in dieses Land kommen.
Gleichzeitig eine Demutsübung, denn er kann nicht behaupten, der Herr im Lande zu sein - und dies anderen gegenüber ausspielen.
Und es ist eine aufrüttelnde Erinnerung an die Erfahrung der Heimatlosigkeit im eigenen Volk.
Gerade in diesen Zeiten eine lohnenswerte Bibelstelle für unseren Kontinent.
Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen:
Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR.“
(Dtn 26,1-2.4-10)
Es ist ein vielfältiges Bekenntnis: ein Gebet der Dankbarkeit für all das, was der Beter selbst erfahren hat. Wer ehrlich auf diese Weise betet, weiß, dass er beschenkt und befreit ist - und wird in diesem Bewusstsein auch jene Menschen anschauen, die nach ihm in dieses Land kommen.
Gleichzeitig eine Demutsübung, denn er kann nicht behaupten, der Herr im Lande zu sein - und dies anderen gegenüber ausspielen.
Und es ist eine aufrüttelnde Erinnerung an die Erfahrung der Heimatlosigkeit im eigenen Volk.
Gerade in diesen Zeiten eine lohnenswerte Bibelstelle für unseren Kontinent.
Im Tempel. Dom zu Siena, 2020. |
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