Samstag, 14. März 2020

Der beste Gottes-Dienst ist kein Gottesdienst

Auch in Berlin sollen in den nächsten Tagen und Wochen keine öffentlichen Gottesdienste mit mehr als 50 Personen mehr gefeiert werden (Hinweis auf der Homepage des Erzbistums am 14.03.2020).

Wie passend für diese sich überschlagenden Ereignisse das Evangelium für den morgigen Sonntag: In Jesu Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,5-42) geht es auch darum, welcher Ort der richtige sei, um Gott anzubeten.
"Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet" (v21), sagt Jesus der Frau.

Wichtig ist für Jesus nicht der Ort des Gebetes, sondern dass gebetet wird – und zwar "im Geist und in der Wahrheit" (v23).

Kreuz über dem Land.
Vico d'Elsa, 2020.
Und die Wahrheit der Bibel lautet: Gott ist ein Freund des Lebens1 und er will will das Leben der Menschen. Uns ruft er auf, dasselbe zu tun: Als Freunde des Lebens dem Leben zu dienen.
Und in der Situation eines sich rasch ausbreitenden Virus bedeutet das unter Umständen:

Dem Leben zu dienen heißt, keine gemeinsamen Gottesdienste zu feiern.
Denn hier gibt es eine erhöhte Ansteckungsgefahr, die besonders für ältere Gemeindemitglieder oder für erkrankte Menschen zu einer Lebensbedrohung führen kann.

Nicht in der Kirche ist dann der beste Ort der Anbetung, sondern wenn wir aus Verantwortung und Rücksichtnahme auf den Kirchgang verzichten und Gott "im Geist und in der Wahrheit" einzeln oder in kleinen familiären Gruppen anbeten.

So dienen wir Gott und unseren Mitmenschen. Beten: Dort, wo wir leben. Dort, wo wir wohnen. Vielleicht entdecken wir unsere Wohnung, unser Haus, unser Wohnzimmer dann noch einmal ganz neu.

Vorschläge für das sonntägliche Gebet gibt es an verschiedenen Stellen:
Bei den Jesuiten der Frankfurter Gemeinde St. Ignatius wird ein Vorschlag für einen Hausgottesdienst gemacht. Auf den Seiten der Beuroner Benediktiner findet man die aktuellen liturgischen Texte.
Auch auf den Seiten der evangelischen Kirche finden sich interessante Angebote und wie immer auf der fb-Homepage von James Martin, amerikanischer Jesuit, der u.a. fünf einfache Vorschläge macht:

Widerstehe der Panik.
Dämonisiere nicht.
Sorge für die Kranken.
Bete.
Vertraue darauf, dass Gott mit dir ist.

Resist panic.
Do not demonize.
Care for the sick.
Pray.
Trust that God is with you.

In diesem Sinne: Beten wir füreinander. Für die Pflegekräfte und Ärzte und besonders für die Kranken und ihre Angehörigen.

Das Leben unter freiem Himmel. Toskana, 2020.



1   So heißt eine ökumenische Arbeitshilfe zum Lebensschutz: https://www.dbk-shop.de/index.php?page=product&info=15874&dl_media=25773

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