Viele gute Sachen kommen in einer Krise
zum Vorschein. Dazu gehört auch, dass eine Menge Hilfsangebote
an Nachbarn oder Bedürftige gemacht werden, das Übernehmen von
Einkäufen oder die Berliner Gabenzäune beispielsweise.
Durch solche Aktionen entsteht eine
neue Nähe zu Menschen, die sonst unter die Räder kommen könnten.
Nachbarn, die sonst nicht mehr als einen Gruß miteinander wechseln,
können sich Hilfsangebote machen. Online-Tutorials können neue
Horizonte aufschließen.
Und das alles, während es auf den
Straßen und Plätzen des Landes (und in vielen anderen Regionen
weltweit) weitgehende Kontaktverbote gibt. Physische Nähe fällt aus
– mentale Nähe kann entstehen.
Beim heutigen Spaziergang im Wald stand
mir plötzlich dieser Satz vor Augen:
Jesus im Wald. Plänterwald, Berlin, 2020. |
"Jesus is closer than Corona."
Es ist ein Spiel mit Worten zu den
unterschiedlichen Dimensionen von Nähe – die physische Nähe, die
sich ein Virus in einem menschlichen Körper schafft, ist etwas
fundamental anderes als die geistliche Nähe, die wir von Jesus
erhoffen. Es sind unterschiedliche Ebenen, die auch unterschiedliche
Bereiche meines Lebens ansprechen. Hygiene hier – Religion dort.
(Doch auch wenn ich ich als religiöser
Mensch definiere und auf die geistliche Nähe zu Jesus vertraue,
sollte ich zum Schutz vor dem Virus derzeit die physische Nähe zu
anderen Menschen meiden.)
Zugleich kann der Satz auch das
Vertrauen auf Gottes nahe Kraft in Jesus Christus ausdrücken.
Das Thema der fehlenden Nähe kommt
aktuell auch in den Diskussionen um die im Netz (und anderswo)
übertragenen Eucharistiefeiern zur Sprache. Weil die Gläubigen
nicht physisch an den Gottesdiensten teilnehmen dürfen, sollen sie
Gottes Nähe immerhin durch die mediale Übertragung erfahren können.
Doch ist das überhaupt möglich?
Hier gehen die Meinungen weit
auseinander, (außerdem ist der Aspekt der Nähe für die einzelnen Theologen
nicht immer der springende Punkt).
Jesus ist nahe. Plänterwald, Berlin, 2020. |
Die Corona-Krise ist darum auch eine
Krise der eucharistisch
verfassten Kirche.
Hier muss um gute Lösungen gerungen werden.
Der Vorschlag von Jozef Niewiadomski lautet, die reale Eucharistie wie eine Krankenkommunion in die Häuser zu holen.
Dann bliebe Jesus auch im tiefsten
Sinne leiblich nahe in einer Zeit sonstiger physischer Distanz. Er
könnte uns in solchen Hausgottesdiensten näher kommen als sonst. So
würde die Corona-Krise die Chance bieten, den Jesus, den wir nicht
sehen können, anders und tiefer in unserem Alltag zu begrüßen.
Jesus-Nähe durch Corona-Krise!
Dann könnte man sogar schreiben:
Jesus-Nähe durch Corona-Krise!
Dann könnte man sogar schreiben:
"Jesus ist closer through
Corona."
Das gilt übrigens auch für die oben
genannten (oft nicht religiös motivierten) Hilfsangebote – auch in
ihnen wird eine Form der Liebe sichtbar, oder sogar der Gott, der die
Liebe ist.
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