Mittwoch, 17. Juli 2013

Dankbarkeit - Hingabe - Freiheit



Christsein in drei Worten

Wie lässt sich Christsein kurz in Worte fassen? Nach meiner Überzeugung braucht es im Wesentlichen drei Worte: Dankbarkeit – Hingabe – Freiheit.


1. Dankbarkeit  

Dankbarkeit heißt anzuerkennen, dass wir Menschen nicht aus uns selbst sind, sondern dass wir uns gegeben sind. Dieses Anerkennen lässt uns nicht kalt, sondern lässt uns innehalten, staunen, dankbar werden. Dank kommt aus dem Bewusstsein, dass wir angewiesen sind auf Andere und Anderes – und aus unserer Reaktion, die dies zulässt. Dank ist bejahende Antwort. Christlich gesprochen ließe sich formulieren: Wir sind in die Welt geworfene Geschöpfe, die sich fragend zurückwenden nach dem Grund ihres Seins und in diesem Grund Gott erkennen. Oft lassen sich dieses Umwenden und dieser Grund nicht einmal in klare Worte fassen, nur die Wirkung ist da: die staunende Erkenntnis, in die Welt hineingestellt, gewollt und angenommen zu sein. Das eigene Gewolltsein lässt sich glauben, weil das Leben Gutes bereithält – und gegen alles Schlechte im Leben gibt es urvertrauende Kraft für ein kraftvolles „Trotzdem“.   
Aus diesem Dank kann dann ein weiteres erwachsen: Liebe. Sich verdankt zu wissen und dies offen anzunehmen, macht barmherziger - und lässt Liebe wachsen. So beschreibt es auch Ignatius von Loyola in seiner „Betrachtung zur Erlangung der Liebe“ (GÜ 230-237): Aus dem Staunen heraus, was Gott alles für mich getan hat in der Geschichte und was er noch in der Welt wirkt, entsteht eine liebevoll-dankbare Verbundenheit mit ihm.                
Und: Wer dankbar ist für das eigene Dasein, ist davon berührt, er kann aus dieser Dankbarkeit heraus auch aktiv werden für die Menschen um sich herum. Er wird „nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1Joh 3,18)

2. Hingabe         
Je nach Kontext kann Hingabe auch wiedergegeben werden mit „Liebe“ oder mit „Opfer“. Sie ist die den Menschen innewohnende Kraft, sich voller Leidenschaft für etwas oder jemanden einzusetzen, koste es, was es wolle. Das kann gefährlich sein – setzen sich doch auch Menschen mit aller Kraft für Böses ein. Hier braucht es ein Unterscheidungskriterium: die Rückbindung an die von Liebe erfüllte Dankbarkeit, die Böses nicht duldet. Und noch eine andere Gefahr lauert – sich aufzubrauchen für etwas Gutes, und sei es aus dieser liebevollen Dankbarkeit. Auch hier gilt es zu unterscheiden, wofür sich jemand einsetzt, gar sein Leben opfert, hingibt. Jesu Lebenshingabe zeigte: für Wahrheit und Gerechtigkeit, gegen Lüge und Unrecht kann die Hingabe gefordert sein. Auch viele Menschen im Widerstand gegen Unrechtsregime haben dies erkannt – und danach gehandelt.
Doch nicht irgendeine abstrakte Sache sollte den Einsatz des Lebens fordern. Liebevolle Hingabe entsteht aus Beziehung. Sie kann nicht gefordert werden – nur durch Liebe herausgefordert.  
Und: Jesu Verheißung gilt gerade denen, die sich nicht festhalten, sondern ihr Leben um seinetwillen (weiter)geben – sie werden es gewinnen. (vgl. Lk 9,24). 

3. Freiheit          
Wer sich gibt und nicht an sich festhält, wird frei. Und wen Gott liebevoll herausfordert, der muss sich entscheiden, wie er/sie umgeht mit diesem Ruf. Manche Menschen spüren eine Sendung für ihr Leben – doch diese entmündigt sie nicht. Vielmehr fordert das Verspüren einer solchen Sehnsucht sie zum mutig-verantwortlichen Einbringen der je eigenen Gaben heraus.               
Im Blick auf unser Gewolltsein durch Gott und im Blick auf Jesu Lebensgabe erkennen wir unser Befreitsein: Nicht Angst soll uns knechten, nicht Sorgen müssen uns umtreiben, nicht Kleinmut drücken, nicht Egoismus fesseln. Wir sind Befreite – und in diese Freiheit Entlassene, um unser Leben in Fülle zu leben.     
Den Schwung dieser Freiheit ausnutzen kann auf diese Weise ein Sprung werden in Lebendigkeit und Gelassenheit, die getragen sind von hingebungsvollem Einsatz und Engagement. Denn Freiheit realisiert sich in von Liebe getragener Bindung. 


Für Christen weisen diese drei Worte auch weiter:       

Dankbarkeit an Gott, den Vater, für das eigene Geschaffensein und die Begabung mit verschiedenen Talenten.         
Die Hingabe lässt die Orientierung an Jesus Christus und seinem Weg erkennen, sein liebendes Sich-Geben für Andere – und das Leben zu führen nach seiner Aufforderung: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1Kor 11,24).  
Freiheit ist Frucht des Heiligen Geistes. Er treibt Menschen an, ihre Gaben ins Spiel zu bringen, er löst knechtende Bindungen und befreit zu neuer Lebendigkeit, er regt neue Schritte an, das Leben verantwortlich zu gestalten.