Sonntag, 28. Januar 2024

„Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ (Mk 1,24) - Radiobeitrag

 So oder so ähnlich werde ich am 28.01.2024 ca. 8:40 Uhr auf rbb 88,8 mit einem "Wort zum Tag" zu hören sein:


Öffentlich zur Schau gestellte Aggressionen machen mich oft ratlos. Denn ich will auf Geschrei und Handgreiflichkeiten nicht in gleicher Weise antworten - und so weiß ich manchmal nicht, wie ich am besten reagieren sollte.

Es sind unruhige Zeiten: Der Ton ist rau und unwirsch geworden in unserem Land. Die Nerven scheinen blank zu liegen. Sei es nun bei Bauernprotesten oder Bahn-Streiks, im Internet oder bei der Arbeit.

Auch Jesus wurde nicht selten mit Aggressionen und Unzufriedenheit empfangen – denn seine Botschaft von Gottes überschwänglicher Liebe kam nicht überall gut an. Dementsprechend berichtet die Bibel von vielen Streitgesprächen.

Und auch Jesus musste auf diese Aggressionen reagieren. Einmal wird erzählt von einem Mann, der sofort losschreit, als Jesus den Raum betritt: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ (Mk 1,24)

Jesus reagiert ganz kurz und klar: „Schweig und verlass ihn!“ (Mk 1,25) sagt er. Jesus ist nicht ratlos - er weiß, was zu tun ist.

Natürlich kann es in einer Demokratie nicht darum gehen, anderen einfach das Wort zu verbieten. Meinungsfreiheit ist schließlich ein hohes Gut in unserem Land und jeder darf seine Meinung auch auf der Straße kundtun. Das haben auch die vielen Demonstrationen – von Frankfurt/Oder über Hamburg bis Spremberg – gezeigt.

Demo "Nie wieder ist jetzt!"
am 27.01.2024 in Frankfurt (Oder)
Ja, es gibt viele gute Gründe, für die es sich lohnt, auf die Straße zu gehen. Und es gibt vieles, über das man unzufrieden sein kann.

Aber um es ganz deutlich zu sagen: Wer unzufrieden ist, muss deswegen nicht menschenfeindlichen Positionen nachlaufen. Wer unzufrieden ist, muss deshalb keine Umsturzideen kultivieren. Wer unzufrieden ist, muss nicht rechtsextrem werden oder rechtsextrem wählen. Unzufriedenheit rechtfertigt keine Gewaltfantasien.

Denn auch wer unzufrieden ist, kann Argumente suchen. Kann Lösungen vorschlagen, die allen zugutekommen und nicht auf noch mehr Gegeneinander hinauslaufen.

Eine Haltung des puren Dagegen führt aus der Unzufriedenheit nicht heraus – sondern nur tiefer in sie hinein.

Bei manchen Aggressionen, die mir begegnen wünsche ich mir deshalb vor allem Jesu Klarheit. Er setzt ein Stoppschild. Wenn die Begrüßung heißt: „Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“, dann kann man darüber nicht diskutieren. Pöbelei ist kein Diskurs. Das macht Jesus unmissverständlich klar.

Vielleicht hilft mir - und Ihnen - das angesichts der nächsten Ratlosigkeit ja weiter.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

1 Kommentar:

  1. Klare Meinung. Klare Worte. Klare Taten. Die faire Lösungsvorschläge von jeder Seite sollten die Diskussion auf sachliche und Lösungsorientierte Ebene bringen, so dass man ohne Beleidigung und Enttäuschung eine gemeinsame Lösung findet.

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