Was heilt einen Menschen eigentlich wirklich?
Der personalistische Existenzialist in mir antwortet ganz fromm und allgemein: Begegnung und Zuwendung. Und das mag auch sein. Aber wenn wir auf das heutige Evangelium von der Heilung eines Taubstummen schauen (Mk 7,31-37), wird diese Antwort aufgesplittert in einzelne Elemente.
Jesus kreiert einen intimen Moment. Er will allein sein mit dem Mann und dann wird es so körperlich, wie wir es uns fast nicht vorstellen wollen. Es ist sogar ein bisschen eklig, aus unserer heutigen hygienisch geschulten Sicht auf diese Szene zu schauen. Aber im Kern geht es um Berührung. Die kaputten Teile des Mannes werden angefasst. Nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern der Heiler kommt so eng in Kontakt mit dem Geheilten, dass es fast schon zur Verschmelzung kommt.
Die Brandblase. Frankfurt, 2021. |
Was mag das für ein Seufzer gewesen
sein – ein kraftsuchendes Atemholen1,
hoffendes Sich-Werfen auf den Vater im Himmel, Anspannung,
innerliches Mitgehen mit dem Leid des Gegenübers?
Wir wissen es nicht. Aber für mich
stellt der Seufzer über die körperliche Nähe hinaus eine
emotionale Verbindung her.
Nun folgt das "Zauberwort" –
das bekannte Kraftwort, das bis in die Taufliturgie hineingelangte
und den Aufruf, sich zu öffnen, beinhaltet. Der Heiler fasst ins
Wort, was geschehen muss. Er redet nicht drumherum, er gestikuliert
und schaut nicht nur, er berührt nicht nur, sondern er spricht es
aus.
Auch im seelsorglichen Gespräch eine
äußerst hilfreiche Intervention: Das, was geschehen soll, einfach
für das Gegenüber ins Wort zu fassen. Vielleicht kann mein
Gegenüber es (hier: buchstäblich) nicht aussprechen, was dran ist.
Dann erhält auch das Aussprechen heilende Kraft.
1 So schlägt ein Kommentar es als prophetischen Gestus vor: J. Gnilka zit. ähnliche Zeugnisse in J. Gnilka, Das Evangelium nach Markus (Mk 1-8,26) II/1. [EKK/NT] Zürich, Einsiedeln, Köln 1978, 297.
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