Donnerstag, 30. Oktober 2014

Das Licht der Welt erblicken

Zum Beruhigen meines Kindes (das Stillen ist mir ja nicht gegeben) zeigt sich, dass die Klassiker des christlichen Liedgutes aus den Jahren meiner Kindheit und Jugend sich dazu gut eignen.
Auch das lange nicht mehr im Gottesdienst gehörte „Du bist das Licht der Welt“ gehört dazu. Wobei mit dem Licht natürlich nicht das Kind gemeint ist, sondern Jesus, der von sich ja sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,12)

Philharmonie, Berlin-Mitte, 2014.
Beim Singen fiel mir auf, dass die anlässlich von Geburten gebräuchliche Formulierung „das Licht der Welt erblicken“ sich aber normalerweise nicht auf Jesus Christus bezieht, sondern auf die schnöde physikalische Beleuchtung unseres Planeten durch den Stern, um den wir kreisen – bzw. auf die Neonröhren im Krankenhaus. 

Oder vermögen wir in den Faktizitäten unserer Welt tatsächlich das „wahre Licht“ zu erkennen? Das könnte ein versteckter Hinweis auf natürliche Theologie schon in profanen Formulierungen angesichts neuer Menschenkinder und ihrer religiösen Musikalität sein. Vielleicht auch nur ein Nachklang der christlichen Kultur, in deren Resten wir leben.

Oder aber, und damit wären wir im Traktat Gnadenlehre und im spirituellen Bereich der Nachfolge, es sind die Eltern, denen im Sinne der Bergpredigt für ihr Kind ja ebenso zugesagt ist: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14)

Dann lassen wir es mal leuchten! Nicht als Sterne, um die am Ende alles kreisen soll, aber als Leuchten der Freude und Dankbarkeit.
Erleuchtet. Küche, Rixdorf, Berlin, 2014.


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