Die Welt erkennen, wie sie ist. Die Ambivalenzen der Wirklichkeit wahrnehmen. Gott in allem finden. Mein Leben in Gottes Glanz getaucht sehen. Glauben können.
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Was wollen wir eigentlich, wenn wir sehen wollen, wie der Blinde im Evangelium des heutigen Sonntags?
Aufblick. St. Michael, München, 2015. |
Der blinde Bartimäus jedenfalls will genau dies, als Jesus ihn fragt, was er ihm tun solle (Mk 10,51):
"Rabbuni, ich möchte wieder sehen können."
Ähnliches hat Papst Franziskus gestern in seiner Ansprache zum Ende der Familiensynode gesagt. Die Synode nämlich habe sich vorgenommen
"die Wirklichkeit, besser noch: die Wirklichkeiten von heute mit den Augen Gottes zu sehen und zu deuten, um in einem historischen Moment der Entmutigung und der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und moralischen Krise, in dem das Negative vorherrscht, die Herzen der Menschen zu entzünden und mit der Flamme des Glaubens zu erleuchten."
"die Wirklichkeit, besser noch: die Wirklichkeiten von heute mit den Augen Gottes zu sehen und zu deuten, um in einem historischen Moment der Entmutigung und der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und moralischen Krise, in dem das Negative vorherrscht, die Herzen der Menschen zu entzünden und mit der Flamme des Glaubens zu erleuchten."
Auch hier kann eine Heilung von Blindheit notwendig sein: wenn wir die Welt nur mit den eigenen Augen wahrnehmen können, uns nicht dem fordernd-barmherzigen Blick Gottes stellen und diesen Blick selbst einüben. Das wäre ein Sehen!
Auf die Synode waren nicht nur viele Augen, sondern noch mehr Erwartungen gerichtet. Trotz mancher Enttäuschungen: der Mangel an konkreten Ergebnissen war in gewisser Weise absehbar bei der Fülle an Meinungen und Positionen und bei der Pluralität von regionalen Ansprüchen an das, was am Ende stehen sollte.
Allein die Tatsache jedoch, dass der Abschnitt zur dornigen Frage der wiederverheirateten Geschiedenen die nötigen Stimmen erhielt, zeigt meines Erachtens, dass viele Teilnehmer mit neuen Augen und weiteren Herzen abgestimmt haben.
In Punkt 84 heißt es:
"Die Getauften, die geschieden sind und standesamtlich wiedergeheiratet haben, müssen mehr in die christlichen Gemeinden integriert werden – in der je möglichen Art und Weise, unter Vermeidung jeden Anlasses zum Skandal. Die Logik der Integration ist der Schlüssel ihrer seelsorglichen Begleitung, damit sie nicht nur wissen, dass sie zum Leib Christi – d.h. der Kirche – gehören, sondern das auch auf freudige und fruchtbare Weise erleben. Sie sind Getaufte, sind Brüder und Schwestern, der Heilige Geist schüttet über sie zum Wohle aller Gaben und Charismen aus."
Eine solche Sprache hat man lange nicht in diesem Kontext gehört: Geistbeschenkte Brüder und Schwestern, die freudig ihre kirchliche Zugehörigkeit erleben sollen, seien diese Menschen mit gebrochenen (kirchlichen) Biographien. Mit neuen Augen scheinen manche Synodenväter geschaut zu haben.
Gottes Zutrauen in die Menschen und seine Güte, wenn der Mensch diesem Zutrauen nicht immer entsprechen kann, müssen sich nun in den weiteren Entscheidungen des Papstes im Anschluss an die Synode zeigen.
Dann kann sich das liebevoll-gläubige Sehen in allen Teilen der Kirche kontinuierlich verstetigen.
Dann kann sich das liebevoll-gläubige Sehen in allen Teilen der Kirche kontinuierlich verstetigen.
Lichtblick. Pinakothek der Moderne, München, 2015. |