Alle Welt redet plötzlich davon, wie
man in der katholischen Kirche heilig wird, wie sinnvoll das
Heiligsprechungsverfahren von Mutter Teresa ist, ob sie ein Vorbild
sein kann, was das mit ihrer langjährigen Erfahrung der Gottesferne
zu tun hat – und so fort.
Drei Sätze von ihr selbst zu diesem
Thema, Sätze, die auch von vielen anderen ChristInnen stammen
könnten, weil sie eine allgemeine Überzeugung des Christentums
aussagen, die aber in dieser Version eben von ihr sind:
"Wir alle sind berufen, Heilige zu werden. An diesem Ruf ist
nichts außergewöhnliches. Wir alle sind als Abbilder Gottes
geschaffen worden, um zu lieben und geliebt zu werden."1
Durchblick oder nicht. Museumsfenster im Granitzer Jagdschloss, Rügen, 2016. |
Wenn nun diese albanische Ordensfrau
aus Kalkutta in der katholischen Kirche als Heilige verehrt werden
kann, dann darum, weil sie in ihrem Leben das verwirklicht hat,
zu dem alle ChristInnen berufen sind – durch Gottes heiligende
Liebe immer mehr zu seinem Abbild werden indem diese Liebe
weitergegeben wird.
Dass das durch unsere Lebensführung,
unser Temperament und unseren fehlenden Willen nicht ganz so
selbstverständlich ist, steht auf einem anderen Blatt. Dass es
zugleich aber auch in den Augen Jesu nichts ist, das einfach so
geschieht, darauf verweist das Evangelium dieses Sonntags (Lk
14,25-33): "Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt,
der kann nicht mein Jünger sein." (v27)
Das nun hat Mutter Teresa sicher
vorbildhaft gezeigt. Auf ihre Umgebung wirkte sie trotz ihrer inneren
Not und Nacht nicht wie eine kreuztragend-leidende Frau, sondern wie
eine, die vertrauens- und liebevoll ganz für Jesus in den anderen
leben wollte – sie hat Gott dort entdeckt, wo andere nicht einmal
hinschauen wollen.
Das ist eine Nachfolge aus göttlicher
Liebe, die zwar nicht immer begriffen werden kann, aber die das
Antlitz Gottes in den Menschen neu ahnen lässt.
1 "We are all called to be
saints. There ist nothing extraordinary about this call. We all have
been created in the image of God to love and to be loved."In: Mother
Teresa, No greater love. Novato, California 2002, 58.