Natürlich hat irgendjemand gewonnen.
Irgendwie.
Und doch liegen die Ergebnisse von SPD,
CDU, Grünen, Linken und AfD nach der Berliner Wahl am Wochenende so
nah beisammen, dass ich den Eindruck bekomme, es sei eine Art
Unentschieden.
Stadtplanerische Sünden. Friedrichwerdersche Kirche und Neubau. Berlin-Mitte, 2016. |
Vielleicht liegt es ja daran, dass auch
viele WählerInnen unentschieden waren.
Mir jedenfalls ging es so. Aus
irgendwelchen Gründen schien jede Alternative unwählbar: sei es das
mauschelnde Machtgebaren, das Weiterschludern der Verwaltung, das
Vergessen der Schulen, das harte rechtsfreie Durchgreifen gegen die
Anarchos oder die Drogenlegalisierungsphantasien der Grünen. Von den
Extremen gar nicht zu reden.
Wenn ich mich umgeschaut habe, war da
nichts, das mich wirklich überzeugt hat.
Schade.
Ein Wechselwähler wie ich, der
zugleich kritisch und informiert sein will und ein paar christliche
Grundoptionen mitbringt, hat es da nicht leicht. Zumal nicht in
Berlin.
Und jetzt geht es so weiter?
Ich gebe es unumwunden zu: ich sehne
mich nach mehr Eindeutigkeit und Klarheit, nach vertrauenswürdigen
Personen und überzeugenden Positionen.
Aber zugleich weiß ich um die
Gefährlichkeit solcher Wünsche, die zur populistischen
Simplifizierung führen, verabschiede mich von dieser Sehnsucht als
einer politischen Versuchung. Und halte mich an meine Leisten.
Denn zum Glück dürfen wir eine
Regierung wählen! Aber auch: zum Glück müssen wir nur die
Regierungen wählen – der, um den es geht, Gott, muss sich nicht
dem Wahlkampf stellen, sondern bleibt der er ist – ungewählt und
ungestüm.
So schreibt Jan Twardowski:
"Wenn wir Dich ersonnen hätten,
müsstest Du mit uns rechnen und
Dich in acht nehmen
dürftest nicht bange machen, wenn
die Freude in Sünde umschlägt,
müsstest, wie's Christkind, reihum
unsere Wünsche erfüllen
wärest nicht in Bethlehem geboren,
sondern in einer Universitätsstadt
und da wärest Du vollends ein
unmöglicher Gott."
Damit bin ich, wo dieser Blog mich
immer hinführt: bei Gott.
Gott – nicht auszudenken und nicht
wählbar. Doch um ihm zu begegnen, braucht es entschiedenes
Nachfolgen, ein Unentschieden reicht nicht.
Weit verengter Horizont. Berlin-Mitte, 2013. |